Walcker-Orgel Opus 1444 aus Reinoldi wieder daheim im Reich

 

Es ist immer ein unheimlich beglückendes Gefühl eine Walcker-Orgel mit Baujahr vor den zwei Weltkriegen in die Finger zu bekommen.

So geschehen mit der Orgel Opus 1444, die 1908 nach Dortmund Reinoldi eingebaut wurde und die bereits zwei Jahre später im belgischen Bovesse nahe Namur ihre Heimstatt gefunden hat.

Zunächst hatte man das 4 registrige Werk auf die Westempore gestellt, dann 50 Jahre später fand sich das Instrument unten rechts neben dem Altar wieder.

Diese Umstellung hat der Orgel zweifellos geschadet. Wir haben es hier mit einer Membranladenorgel zu tun, bei der wichtige Detailnachlässigkeiten zu großen Problemen führen können.

Walcker hat nach dem I. WK keine Membranladen mehr gebaut, wahrscheinlich hatte man die Empfindlichkeiten solcherlei geformter Laden bald satt.

Hier die Dispo der Orgel:

I.Manual C-g“‘

      1. Principal 8′
      2. Gedeckt 8′
      3. Salicional 8′

Bass Melodie Koppel

Superoctav Koppel Manual

Tutti

Pedal C-f‘

      1. Subbass 16′

Manual / Pedal

Und hier ein schöner einfacher Aufbauplan:

Eine  angemessene Gesellschaft war beim Abbau zugegen, weswegen wir hier ein prächtiges kleines timelap-video erstellen konnten. Jetzt steht die Orgel in unserer Werkstatt und soll bereits in vier Wochen wieder an einen etwas optimaleren Orgelplatz in der Kath. Kirche in Bovesse zurückgeführt werden.

Ja. und hier noch ein paar letzte Bilder vor der Abfahrt:

 

und da stand noch einer an der Tür, als die Kiste voll beladen war:

gwm

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Orgelbauer auf Abwegen von Asien nach Afrika

Noch nicht einmal ganze drei Tage Ruhepause aus einer Rückkehr aus San Salvador und schon warteten gepackte Koffer auf die Reise nach Libanon, Kairo und Alexandria.

Eine schwierig zu kalkulierende Reise, die aber sehr erfolgreich abgeschlossen werden konnte dank der Mithilfe der Leute in der Seemannsmission in Alexandria und der starken Unterstützung von Seiten der Pfarr-Eheleute in der Deutschen Evang. Gemeinde in Kairo.

Dieser Blog sollte eigentlich in Form einer Bildgeschichte geformt werden, ich hoffe, nicht allzu viele Wortbeiträge eingebracht zu haben und versuch mal eine etwas kalendarische Gliederung:

SAMSTAG 08.Dez. morgens um drei Uhr lieg ich endlich im Bett in Khirbet, Bekaa-Delta, nach einer anstrengenden Fahrt. Die Wartung der Orgel in der Schnellerschule steht an. Alles kein großes Problem, außer dass es unheimlich kalt im Tal ist. Einige Kleinigkeiten sind zu regulieren, ein paar Pfeifen nachzustimmen. Die Oboe komplett. Wasser ist durchs Dach in die Orgel temporär eingedrungen. Auch hier wird die Schulleitung Maßnahmen ergreifen. Am Ende der Arbeiten übergibt mir George Haddad Jahreshefte der Schneller-Schule in der die Orgel im Mittelpunkt steht und ausführlich gewürdigt wird. Prima gemacht das Büchlein:

MONTAG 10.Dez. morgens um 10 Uhr geht es weiter mit einem der besten Taxidriver den der Libanon aufzubieten hat nach Beirut, wo ich mittags 13 Uhr in der Deutschen Evang. Kirche die Wartung der Boschorgel zelebriere. Ein neuer Pfarrer ist da. In wenigen Sätzen ist alles geklärt.

DIENSTAG 11.Dez. morgens um 8:30 wird die Rieger-Orgel in der National Evangelic Church inspiziert. Als erstes reicht man dem Orgelbauer auf der Bank einen gründlichen Cafe arabischer Art. Erst denken, dann arbeiten.

Auch diese Orgel ist mustergültig in blendender Form. Einzelne Streicherpfeiflein müssen in Ansprache korrigiert, die Zungen gestimmt, der Motor geölt werden. Alle Funktionen wurden überprüft. Besprechung mit Pfarrer und Büroleiterin. Alles spricht perfekt Englisch.

MITTWOCH 12.Dez. Wieder morgens um 6Uhr gehts mit einem schon bekannten Driver zum Airport Hariri. Jetzt Abflug nach Kairo. Dort erwartet mich bereits der Hoteldriver. Um 16 Uhr holt mich der Pfarrer der Deutschen Evang. Kirche ab, um gemeinsam zur Kirche zu fahren und die Orgel, die wir vor 6 Jahren gerichtet haben anzusehen. Mich trifft fast der Schlag beim Einschalten des Motors, der extrem laute Geräusche von sich gibt. Mir scheint klar zu sein, dass das Lager der Welle oder die Welle zum Windrad selbst defekt ist. Nur einen Tag hab ich für diese Orgel eingeplant. Jetzt wird telefoniert und wir erhalten die Zusage, dass das Ding am morgigen Donnerstag gerichtet wird.

 

DONNERSTAG 13. Dez. Pünktlich um 16 Uhr wurden der neu gelagerte Motor wieder eingebaut. Das gab mir Gelegenheit die ganze Orgel bis spät abends klanglich und von der Stimmung etwas auszugleichen. Da am morgigen Freitag um 10 Uhr ein Gottesdienst eingeplant war, konnte ich so sicheren Mutes dem Pfarrer berichten, dass alles ok ist.

FREITAG 14.Dez. Um 10 Uhr Abfahrt am Hauptbahnhof Kairo nach Alexandria. Kostet erster Klasse gerade mal 5 Euro. Echt toll, schöne bequeme Sitze und viel Platz. Zwischendurch kommen Zeitungsverkäufer, Getränke werden verkauft und neben mir sitzen zwei Frauen, die offensichtlich Deutsche Sprache lernen und denen ich ein paar Tipps geben kann. Die Landschaft ist wüstengleich, aber mit Obstplantagen und langweiligen Backsteinhäusern bestückt, die zum größten Teil nicht oder nur teilweise bezogen sind. 13Uhr 30 holt mich der Leiter der Seemannsmission ab, wir gehen zum Seemannsheim, dort hat seine Frau ein Mahl bereitet.

Wir haben 15 Minuten Zeit, dann wartet der Bischof von Afrika in einer Kirche auf uns. Die mechanische, englische Orgel macht einen guten Eindruck auf mich. Ich werde ihn weiter beraten.

 

Im Dauerlauf nun zur Schweizer Kirche, wo eine Steinmeier-Orgel ihr Delirium abfeiert. Kaum Hoffnung dieses sicher klanglich großartige Instrument in einen wesentlich besseren Zustand zu verbringen.

      

Dann wartet eine Furtwängler & Hammer Orgel mit schönem Gehäuse und totaler Unspielbarkeit auf uns. Holzwurm und Termiten gaben ihr wohl den Rest. In dieser schönen Kirche findet leider nur noch einmal in der Woche eine Bibelstunde statt – damit wars das hier.

 

Wir kommen nun noch an die Balbiani-Orgel aus Milano, die zwar ein paar unartikulierte Töne im ersten Manual von sich gibt, und was einigen Anhängern die Hoffnung zur leichten Wiederherstellung gab, aber das Instrument ist extrem billig gebaut und somit nur unter extremen Kosten wieder lebensfähig. Da gab es manche Träne, als ich kein weiteres Interesse zeigte, hier noch gründlich in die Diskussion einzusteigen.

 

SAMSTAG 15.Dez. Der Dauerlauf durch Alexandria hält an. Wir besuchen viele Sehenswürdigkeiten. Da werden einige Kilometer abgewatscht bis wir endlich in ein größeres Schulgebäude geführt werden, wo die 33 Register große Walcker-Orgel vorgefunden wird. Ein Instrument von Anlage und Spieltisch fast identisch der Orgel in Cartago. Hier zeige ich dem Direktor mehrere Bilder aus der damaligen Restaurierung. Vor allem habe ich darauf hingewiesen, dass durch die jetzige Arbeit eines Helfers erhebliche Schwierigkeiten beim Pfeifenwerk entstanden und weiter zu erwarten sind. Vielleicht hilfts. Wir werden ausführlich mit einem Kostenanschlag auf diese Verstümmelungen hinweisen. Leider ist auch hier Insektenbefall festgestellt worden, was zu gewissen Unwägsamkeiten bei der Kalkulation führen wird. Aber man konnte etwa 6-8 Register im I.Manual ziehen und teilweise spielen. So dass wir hier eigentlich die einzig spielbare Orgel in der Stadt haben.

 

In der Katharinenkirche befindet sich eine Kaufmann-Orgel, die so verdreckt war, dass ich dem Pfarrer sagen musste, bevor ihr hier nicht das Gröbste weggeputzt habt, hat es keinen Sinn, dass wir an eine gründliche Ausarbeitung einer Arbeit denken können. Das hat ihn etwas bedrückt und wir haben anschließen auch ein paar Gespräche drüber geführt. Aber das sind eigentlich keine Aufträge nach denen man sich die Finger leckt.

 

SONNTAG 16.Dez. Nach einem schönen runden Frühstück wurde ich per Auto auf der besten Autobahn Afrikas nach Kairo transportiert. Unterwegs zum Pinkeln in einer Moschee ausgestiegen, dann kam uns auf der 8ten Spur ein Maultierfuhrwerk entgegen. „Ganz normal“ sagte der Fahrer. Auch wenig später als ein Motorradfahrer mit seinem selbstgebastelten Gefährt 3 oder 4 Leute darin transportierend ebenfalls gegen die Fahrtrichtung auf der 8spurigen  fuhr, gab mir das sehr zu denken. Alle 4-5km stand eine Moschee da zum Rasten. Die waren hübsch, aber der grässliche Gestank aus den Toiletten, der ging mir bis heute nicht mehr aus der Nase.

Um 13Uhr war ich wieder an der Walcker-Orgel in Kairo und konnte mich versichern, dass das Instrument ohne jegliche Probleme arbeitet. Die Vox humana im Fernwerk wurde zum letzten Mal gestimmt bevor das Werkzeug zusammen gepackt wurde. Rund 8 km bin ich an dem Tag durch Kairo gelaufen, war echt spannend. Und kein Mensch sollte jemals sagen, dass man sich in Kairo  bedroht fühlen sollte. Es ist und bleibt die größte Stadt mit der geringsten Kriminalitätsstatistik – immer noch, und das spürt man.

MONTAG 17.Dez. um 6Uhr ging die Rückreise los, mit einem altbekannten Taxiface. Gegen 19Uhr war ich dann endlich wieder in Bliesransbach. Endlich mal wieder Nachrichten im ZDF oder ARD sehen, welch ein Traum.

Ein Wahnsinnstrip. Gute Leute kennen gelernt, gute Instrumente gesehen, die wieder mal einen Stupser brauchen – und Afrika, Asien, da hat man einfach einen uralten Geschmack auf der Zunge nach Antike, nach urtümlicher Kultur ……, ja wisst ihr überhaupt, dass die Orgel des ehrwürdigen Technikers Ktesibios im 3. JH vor Chr. in Alexandria erfunden wurde? …. jetzt gehen die Lichter auf, wie dieser Kontinent einst die Quellen Europas gespeist hat.

gwm

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San Salvador (11) letzter Beitrag

Hier nun unser vorerst letzter Beitrag mit einem kleinen Video „letzter Tag in  San Salv“ wo unmittelbar ein Salvadorianer mich auf der Straße begrüßt, den ich wohl noch nie gesehen habe.

Es wir bald ein paar Aufnahmen geben, aber das bisher aufgenommene Material ist einfach zu schwach, als dass es hier gezeigt werden könnte.

Morgen früh um 3:30 geht die Rückreise los nach Old Germany. Geplant sind mal so rund 25 Stunden und  total andere klimatische Verhältnisse, wie man oben sieht.

es grüßt Euch alle,

gwm

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San Salvador (10) die letzte Pfeife

Und das waren die härtesten Brocken: die massiven Eichenpfeifen des Subbaß 16′ hatten durch Regeneinbruch am meisten gelitten. Sie waren irgendwann einmal in ihrer 66jährigen Geschichte durch Feuchtigkeit und darauf folgende Trockenzeit, auch andere Einflüsse derart verformt, dass keine einzige der 30 Pfeifen mehr irgendeinen Ton von sich gab, der mehr als ein furchtbares Röcheln erahnen ließ.  (Vielleicht hat man hier auch den Begriff der „Wasserorgel“ allzu wörtlich genommen).

Hier ein Bild, wie es im Jan.2017 mit dem Subbaß aussah, teilweise waren 5mm breite Risse in den großen Pfeifen, darunter der heutige Zustand 

Nun endlich konnten wir dank gründlicher Überarbeitung durch Alex vermelden, dass alle Pfeifen wieder sprechen. Auch die Windlade des Pedals war durch ähnliche Einflüsse derart aufgerissen, dass der ursprüngliche Winddruck von über 80mm WS nur weit unter die Hälfte der Messwerte erreicht werden konnte. Also auch hier war eine gründliche Überarbeitung angemessen.

Dann war es soweit, am Freitag den 23.11. konnten alle Pfeifen eingebaut und dem Pfeifenwerk der übrigen Orgel angemessen werden. Das C  des Subbaß, mit einem Gewicht von über 40 kg, war nicht einfach durch die Restöffnungen der Orgel zu dirigieren. Aber wie froh waren wir, als diese Pfeife einen satten sauberen Grundton von sich gab, der richtig „Salz“ im Tutti der übrigen Orgel beisteuerte. Diese Mensur des Subbaß und das Eichenholz, die rund 80mmWS das sind schon ganz andere Sachen, als die Subbässe der hierauf folgenden Positive.

Die komplette Technik der Orgel, es handelt sich um eine elektro-pneumatische Kegellade wurde gründlich überarbeitet, mehr als 40 Hebelmagnete mussten ersetzt werden, weil mehrere Spulen durchgebrannt waren, oder weil einfach Metallteile so stark oxidiert waren und abbrachen.

Hier also die Orgel in Panoramastyle, das Pedal auf der rechten Seite muss man geistig dazu addieren:

Dann konnten wir endlich auch die letzten blinden Prospektpfeifen einbauen und die Leiter, wie man sie hier noch sieht konnte entfernt werden. Nun gibt es noch eine Art befenstertes Maulwurfsloch, durch das man die Orgel betreten kann, das aber für Wartungen ganz ok ist.

Der Spieltisch hat nun seit 30 Tagen gezeigt, dass die erfolgten Maßnahmen an Kontakten und ästhetischer Bewahrung sich bewährt haben, hier zwei Bilder, die seine Metamorphose zeigen:

Nun fehlen nur noch wenige, aber wichtige Elemente, die Orgel in den finalen Zustand zu überführen, eine gründliche Stimmung, ein Organist der mehr als aufpoppende Folklore darbietet, und Ausdauer von Seiten der Gemeinde, diesen neuen Klangkörper ihrer Gemeinde näher zu bringen. An den letzteren Dingen zweifle ich, bei der sehr bescheidenen Begeisterung, die bisher in Sachen Orgelmusik von seiten der Kirchengemeinde gezeigt wurden.

Hier ist unsere ganze Hoffnung an den Aktivitäten der Deutschen Botschaft festgemacht, die mit Botschafter Finke und Konsul Eichler eine  starke Initiative entfaltet haben.

Am vergangenen Mittwoch waren wir in der Residenz zum Mittagessen mit dem Botschafter und seiner Frau geladen. Das war schon eine angenehme Atmosphäre und schöne Stimmung, die wir nicht schnell vergessen werden. Es wurde vereinbart, dass am kommenden Freitag der Botschafter mit Team in die Kirche zum finalen Presseauftakt erscheinen wird, wo die Orgel dann über allerlei Medien der Bevölkerung vorgestellt werden soll.

gwm

 

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San Salvador (9) Metaphysik am Rande des Vulkans

So sehr die Orgel als Symbol für die Ewigkeit herhalten kann, so sehr auch bemerken wir den Verfall und das Ausgeliefertsein dieses Instrumentes an die Zeit. Übrigens handelt es sich hier um die grundsätzlichen Auseinandersetzungen der abendländischen Philosophie, die festgemacht sind in den Begriffen „Sein“ (Platon) und „Werden“ (Heraklit).

Endlich, endlich hat uns das Instrument, an dem wir seit mehr als 8 Wochen herumschrauben, seine grundsätzlichen Klangwerte geoffenbart, und es kann gesagt werden, dass wir gründlich erstaunt waren, als zum ersten Mal das Prinzipalpleno: Prinzipal 8′, Oktave 4′ Mixtur 2′ 3-4fach in halbwegs stimmungsvollem Ton hören konnten.

Diese Pleno konnten wir auch unserem Ehrengast, Herrn Botschafter Bernd Finke, dem Initiator der Orgelrestaurierung, vorführen. Ja, und der war nachdem er sich das Ganze auch unten im Kirchenschiff anhörte, restlos von dieser Einlage begeistert. Vorher war bereits Konsul Eichler an der Orgel, ein Mann der die ganze schwierige Organisation mit dem Auswärtigen Amt durchgeführt hat. (Bild darunter)

Ein großes Problem stellte für die Arbeiten für die ja nur 10 Wochen Arbeitszeit eingeplant werden konnte, die starke Feuchtigkeit der Luft in der Regenzeit und die darauf folgende Trockenheit dar. So hatte ich ein Brett des Registerkanals im Schwellwerk prophylaktisch an einem zarten Riss mit Lederstreifen gesichert. Zwei Wochen Trockenzeit reichten, um das Brett mit einem Riss von 5mm Breite von vorn bis hinten zu trennen. Und das bei einer 65 Jahre alten Orgel.

Nun also sind bis auf den Subbaß alle Pfeifen eingebaut. Hier auf diesem Bild die Pfeifen des Schwellwerks, von vorne nach hinten: Basson (kommt klanglich nahe an eine Oboe, Harmonia aetheria 2 2/3 – 2 – 1 3/5 äußerst zart intoniert mit einem stählernen Strich, Flauto 4, hier sieht man die doppelte Länge ab c‘, ist klanglich eine Traverslöte, Nachthorn 8 wahrscheinlich Rössler-Mensur, Vox coelestis auf Schwebung zur Viola 8 gestimmt. (Bild links)

Das rechte Bild des Hauptwerks zeigt uns die Mixtur 2-1 1/3 – 1, Oktave 4′ und Bordunpfeifen. Mit dem schmalen Stimmgang ermöglicht durch ein Eichenbrett und Deckel der Relais, ist größte Vorsicht angesagt. Mehrere Mixturpfeifen waren durch Vorgänger plattgewalzt. Hat aber den Vorteil, dass man das Brett rasch ausbauen und dann bequem an die Magnete kommt. Die großen Pfeifen sind aus Zink, was dem Klang eine gewisse unterschwellige Schärfe gibt, die aber in diesem Raum durchaus erwünscht ist.

Natürlich gabs auch wieder Ausflüge, hier zunächst mal unser Vulkanotrip-Team und daneben ein Bild mit José und Sohn auf den Planes de Ronderos, wo man eine Aussicht auf ganz San Salvador samt eigenem Vulkan hat.

  

Dass die Hauptstadt des Mord-und Totschlags mit dem Namen des Heiligen Erlösers gesegnet ist, das ist eine Besonderheit, die mich eher an einen urtümlichen Aberglauben, als an ein Heilsversprechen erinnert. Hier ein kurzer Auszug aus einem Spaziergang durch die abendliche Innenstadt, von dem aber von allen westlichen Botschaften weitgehend abgeraten wird.

gwm

 

unmittelbar nach Erscheinen dieses Artikels ist der Vulkan Fuego, von hier aus etwa 250km entfernt, wieder ausgebrochen

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San Salvador (8) das Ende erscheint am Horizont

Blanker Sonnenschein, Mayakultur, Pazifik, viel Fisch, viel Fleisch… so stellt sich die vergangene Arbeitswoche dar, die mit einem „überraschenden“ Besuch in La Libertad an der Pazifikküste heute endete. Morgen gehts dann zum Weltkulturerbe der Mayas, das durch einen Vulkanausbruch in Erstarrung der Lavamassen erhalten blieb.

Und unsere Orgel, sie zeigt nun Kraft und Fülle genug die Basilika mit ausreichend Klangvolumen zu sättigen. Das hat mich in ungeheure Ruhe versetzt, denn ursprünglich war unklar, wie 13 Register dieses doch ganz passable Kirchengebäude unter akustisches Feuerwerk  setzen sollen.

Wir beginnen hier mit dem Wochenende in La Libertad, das der Organist José Maria Castro durch seine Bereitschaft, uns dort hin zu fahren, leicht ermöglichte. Das Wetter war optimal, wie übrigens die ganze Woche. Wenn Regen fällt, dann dezent nachts, wo man nicht gestört wird.

José und gwm am Pacific (Blickrichtung Fukushima, JP)

Die Basilika von der anderen Seite der Panamericana fotografiert, lässt oben links unsere Werkstatt erkennen, die mit zwei Zeltdächern gezeichnet ist.

Arbeitstechnisch haben wir nun alle Register fertig und intoniert, bis auf Mixtur und Subbaß. Das wird die kommende Woche erledigt. Danach wird 3 Tage gestimmt und mögliche technische Vorkommnisse werden bereinigt. Vielleicht bleibt dann noch Zeit, Chichicastenango, Antiqua, Atitlansee oder andere Unternehmungen abzuhandeln.

Wer täglich gefühlte tausendmal die Orgel rauf-und-runter spaziert ist, der ist froh, wenn ihn mal die Sonne anblinzelt, auch wenn die Temperaturen gut über 30 Grad auf unserer Empore sich aufgeladen haben und ewiger Sommer doch kein paradiesischer Zustand ist.

Die Pfeifen werden vom Standplatz aus über Niederdrücken der Magnethebel angesprochen, hier im Bild wird gerade der Bordun 8′ gestimmt, rechts dahinter die Dulciana 8′, C-H mit Spanischer Kröpfung, d.h. ganze Länge:

Da überraschte mich auf einer Pfeife der Dulciana die Inschrift „intoniert Eck“. Ein Großonkel, den wir Kinder in den 1950er Jahren sehr oft besucht haben, weil es dort sehr gemütlich zuging und Eck ein begeisterter Bastler mit Pfeifenmaterialien wie Kupferbleche, Zinn und anderem war. Das hat er uns in seinem Haus mit großer Freude gezeigt.

Der Prinzipal 8′, ein Großteil der Pfeifen steht im Prospekt aus Zink, hat eine enorme Wirkung im Kirchenschiff. Mit der Superkoppel reicht das Register allein aus, gravitätisch Orgelmusik darzustellen. Leider haben die ganz großen Pfeifen durch die langen Zinkkondukten etwas reduzierte Ansprache. Aber eigentlich merkt man es kaum. Es ist schöner Klang, der allerdings einige Kraft kostete, um alle Pfeifen im gleichen Maße „schwätzen “ lassen zu können. Wer das C einige Male am Kern bearbeitet hat, weiß, dass die Pfeife ihr Gewicht hat.

Nur eine einzige Pfeife auf diesem Bild ist blind, die kleinste, ganz rechts. Dann kommen noch die anderen Blindgänger auf der linken Seite, was unseren Orgeleingang zur Zeit darstellt.

Jetzt haben wir also auch noch die Oktave 4′ eingebaut und intoniert, zusammen mit dem Principal 8′ und der Super I ist das schon beachtlich.

Die Dulciana macht mit dem Bordun 8′ ein gutes Stück Orgelromantik her, der Sinn dieser Disposition leuchtet allerdings nicht ganz ein, weil die Klangdifferenz bei diesen wenigen Registern einfach zu groß ist. Das II.Manual klingt komplett mit Sub und Superkoppel wie ein weit abgehobenes Fernwerk gegen ein Hauptmanual. Also dieser Zustand nach einer entschiedenen Klangverstärkung.

Nun wir werden hier wenig JSB hören, dafür mehr die popularen Strömungen des mittelamerikanischen Microphonen-Barock und vielleicht verirrt sich hier und da ein US- oder Euro-Spieler. Ich hoffe, wir können die Deutsche Botschaft dazu überzeugen.

Jetzt nochmal zurück zum Urlaubstag in La Libertad- Umwerfend die Fischverkäufer, ich glaube nach diesem Besuch keinen Fisch mehr verspeisen zu können:

 

aber das Meer strahlt auch ohne Fukushima, nämlich sehr viel Ruhe und Gelassenheit aus:

gwm

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San Salvador (7) die Spannung steigt

Langsam dreht der Deckenventilator seine Runden. Mückenstiche. Über 30 Grad im Zimmer. Ab und zu ein seltsamer Vogelschrei. Hundegebell in der Nacht. Die Panamerika hört man. Das Palmengrün des Gartens scheint mittags in die Priestercella einbrechen zu wollen. Der zurückgewiesene Dschungel droht. Gerüche wie im Regenwald,  vorausgesetzt man subtrahiert die Dieselabgase der Bluebird’s aus dieser paradiesischen Kalkulation. Hier also wohne ich seit fünf Wochen.

Am Ende dieser fünften Woche hatten wir ein Treffen mit Konsul Eichler von der Deutschen Botschaft, dem Padre, dem Organisten, ein paar weiteren engagierten Salvadorianer. Lange geplant, endlich umgesetzt.

Ich spielte alle Register des II.Manuals einzeln vor, dann im I.Manual mit Sub-und Superkoppel. Das allein schon füllt erhebliche Teile der Kirche. Begeisterung. Es wird noch mehr Klang geben, man glaubt es kaum.

An diesem nun wunderbar aufglänzendem Spieltisch, den wir 6 Meter vor an die Brüstung gerückt haben, damit der Organist was von der Orgel hört und etwas Kontakt zur Gemeinde hat, ist es nun eine Freude darauf zu musizieren.

Viel, viel Arbeit gabs mit der Harmonia aetheria 3 fach, 2 2/3+ 2 +  1 3/5. Sehr zurückhaltend intoniert waren diese Pfeifen und ein Angriffsziel der hohen Luftfeuchtigkeit. Fast alle Füße dieser Pfeifen sind von einer Art „Zinnpest“ befallen, was das Stimmen erheblich erschwert. Dieses weiße Bleioxidpulver hat zudem die Lautstärke der Pfeifen weiter reduziert. Es waren drei Tage, bis wir Klang aus diesem Register materialisieren konnten. Die Terz berührt angenehm, wie von einem dunklen Schleier umwoben gibt sie nichts von sich preis.

Hier die kleinste ihrer Pfeifen:

und hier Indizien der bösen Buben:

Es fehlen noch einige Register, die ich zum nächsten Blog zeigen und vielleicht klanglich etwas demonstrieren werde.

Wunderschön übrigens der Basson 8′, ein Register das klanglich und bautechnisch zwischen Oboe und Trompete angesiedelt ist. Bemerkenswert der Umstand, dass nur etwa 8-12 Pfeifen gründlich nachintoniert werden mussten, während der Rest sich von selbst erklärte.

Aber, wie gesagt, dazu mehr im nächsten Blog.

In dieser kommenden Woche soll auch der farblich neu gefasste Prospekt, Prinzipal 8′ in Zink, eingebaut und klanglich mal angedacht werden.

Aber hier fehlen darf nicht unser todesmutiger Elektriker, der an den drei Phasen seine tiefe Lust hatte und unter Spannung, wohl bemerkt, tiefgreifende Einfälle bewies. Nichts für schreckhafte Europäer:

Ja, hier ist jeder Tag spannend bis zur letzten Minute – da wird der Ausgang der „midterms“ am kommenden Dienstag, nur wenig Steigerung hinzu komponieren.

gwm

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San Salvador (6) endlich Orgelmusik

Nach über 20 jährigem Schweigen der einzigen Orgel des Landes El Salvador war endlich am Dienstag, den 23.Oktober der Zeitpunkt gekommen: mit der Viola 8′ im Schwellwerk wurde dieses klangschöne Instrument wieder zum Leben erweckt. Es war ein so großartiger Eindruck, dass manch einem Hörer eine leise Träne entfloh.

Das Foto zeigt den Pfeifenstand Ende dieser Woche mit Viola, Vox coelestis, Cor de nuit 8′ (sehr interessante Nachthornmensur) und Flöte 4′ (Flauta octaviante, was hier klanglich einer Traversflöte entspricht). Wie man an den Stockreihen sieht, ist nun noch die Harmonia aetheria 3fach und ein Basson 8′ auf der Schwellwerklade zum Einbau fällig. Also in gut durchwachsener Orgelromantik mit Einsprengsel der Orgelbewegung. Mit Sicherheit hat Oscar Binder, der damalige Vertreter von Walcker mit Standort Bogota, Kolumbien, diese Dispositionen bestimmt.

Leider ist alles viel zu schwach intoniert, das Ankämpfen gegen die „BlueBird-Busse“ und den Restverkehr der Panamericana vor der Basilika dürfte damit kaum gewonnen werden. Hinzu kommt, dass die Schwerhörigkeit der Kirchenbesucher dank der Kraftleistungen von mancher Band, die zu Hochzeiten und Begräbnissen anreisen, wieder Anlass geben dürfen zu Bemerkungen wie „könnten sie nicht den Volume-Regler der Orgel etwas weiter aufdrehen?“. Ich beuge dem etwas (mäßig) vor. Die wunderschöne Flöte würde auch ohne die wenigen, aber notwendigen Kernstiche teilweise wie aus dem Blecheimer gegossen  anklingen.

Die Arbeitsteilung unserer „Außendienstmitarbeiter“ war klar: der eine macht die Membranleisten fertig, der andere liefert die Pfeifen samt Raster:

  

Von einigen Registermagneten wurden wir bei der Intonation mit Brandschäden überrascht, die sie sich wohl bei Übernachtschaltungen aus früheren Zeiten geholt haben:

Um solche Dinge zu vermeiden haben wir die Lichtmaschine (sehr übler, schwankender Gleichstrom) hinausgeworfen und ein stabilisiertes Netzteil (orangener Deckel Foto unten) geholt, das 12-16V stabil liefert bei 16A und das bei Kurzschluss abschaltet. Der Anschluss dieses Gerätes, das ich nun in den Spieltisch eingebaut habe, geriet zu einem Abendteuer besonderer Art, weil der Hausmeister, der sowohl Gärtner, Dachdecker, Tisch-und Leiterfabrikant, Glockeneinsteller und schließlich auch noch Elektriker ist, den erforderlichen Schütz und ein paar Lampen nicht so ohne Weiteres erledigen konnte. Es wurde ein Ingenieur von Siemens geholt, der das „Ding“ in 15 Minuten klarstellen konnte.

Ja, dann sind auch noch beinahe-romantische Sonnenuntergänge  zu erleben,

und morgens kann man von der Turmspitze unserer Basilika den Volcan de San Salvador sehen, in einem märchenhaften Gewande, das erschauern lässt,  und den die beiden Herren heute besucht haben….

Dann haben wir noch den Lago de Ilopango besucht, einen riesigen Vulkankratersee, der vor 1500 Jahren entstand, als der Vulkan in die Luft flog und die halbe Welt verdunkelt haben soll. Bei dieser gewaltigen Explosion sollen mehr als 40.000 Mayas getötet worden sein. Hier ein Bild vom See mit Nachfahren:

gwm

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San Salvador (5) Regenzeit

Überfallartig werden wir oft von heftigstem Regen auf unserer Balkoniawerkstätte in den vergangenen Tagen überrascht. Erinnert mich an den Regen in Bliesransbach als mehrere Häuser und Garagen vom Wasser so heftig attackiert wurden, das Autos und Gebäude wie Spielzeug herum geschoben wurden.

Hier lauert immer wieder die Überflutung der Treppen auf denen unsere Pfeifen und Orgelteile gelagert sind. Da haben wir unser Argusauge drauf geworfen.

Hier hat man zwar vorgesorgt, in dem man riesige Kanäle zum Abtransport des Wassers gebaut hat, die hohe Luftfeuchtigkeit aber setzt den Metallen gewaltig zu, wie wir an den verschiedenen Orgelteilen sehen können. So sind alle Bleirohre und sehr viele kleinere Metallpfeifen von einer Oxidation befallen, die Maßnahmen erfordern.

Die Elektrik am Spieltisch und teilweise in der Orgel haben wir soweit saniert, dass Funktionsprüfungen stattfinden konnten. Es müssen aber doch einige Hebelmagnete und Spulen ausgestaucht werden, die wir aber im Voraus so berechnet hatten. Nachfolgend ein Foto, wo ein Magnet durch Kurzschluss einige Kabel abgebrannt hat.

Das gute Eichenholz hatte somit zwei Feinde zu bewältigen: die hohe Feuchtigkeit und den Comejen (Holzwurm der A-Klasse, der hier in Mittel- und Südamerika unvorstellbare Schäden anrichtet). Ich meine, der Entschluss der Firma Walcker ab etwa 1930 nur noch in Eichenholz gebaute Orgeln in diese Gegenden zu liefern hat sich bezahlt gemacht. Wir haben andere Orgel gesehen und repariert, die in einer einzigen Taste bis zu 20 lebendige Holzwürmer beherbergt haben und die nur ganz behelfsmäßig repariert werden konnten.

Das Leder jedoch unterliegt einem normalem Verschleiß und scheint von der Feuchtigkeit mit Ausnahme einiger kleinerer Schimmelansammlungen nicht tiefgreifend erfasst worden zu sein.

Hier Ying/Yang in der Registereinschaltung (altes und neubeledertes Ventil)

Das nachfolgende Bild zeigt mich bei einer entspannenden Tätigkeit, bei der Restaurierung der Registerbälge (im Hintergrund die Maria de Guadalupe, zu der hier Wallfahrten stattfinden).

Im Gegensatz zu Restaurierungen in Europa verwenden wir hier nur temporär Fischleim und hauptsächlich US-Weißleime der verschiedenen Arten, da die Feuchtigkeit die Warmleime allesamt aufgelöst haben. Die Klebeverbindungen dieser organischen Leime werden über 3-4 Tage flüssig gehalten und sind einfach nicht stabil genug, um die Feuchtigkeit abzuweisen.

Hier unser Team an der Sanierung des letzten Einfaltenbalgs und der Membranleisten.

Nachfolgend noch ein paar Fotos aus der Orgel zum derzeitigen Zustand (20.10.18)

 

Und ah….. endlich wieder mal, am heutigen Samstag, da kam sie, morgens um 5:35, die Sonne – aus Europa- hoffnungsvoll und heiter zwischen den Palmblättern des Gartens….

aber der erneute Regen ließ nicht lange auf sich warten, Punkt zwölf Uhr mit dem ausgesucht filigranen, feinem Glockenspiel der Basilica strömte er „in Maßen“ auf die Wellbleche der Häuser und Hüte aus Plastiksäcken. Dass hier in diesem Landstrich soviele Hitzköpfe beherbergt sind verwundert mich, die haben doch laufend eine hübsche, erfrischende Abkühlung.

gwm

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San Salvador (4) im Schnee

soweit ist es noch nicht, aber es gibt  „schneeweiße Tasten“ im Land der gelben Bananen,

des extra-braunen Kaffees und des Oscar Romero, der an diesem Sonntag heiliggesprochen werden soll. Zu letzterem Romero hat die Süddeutsche in dieser Woche einen schönen Artikel geschrieben. Überall in der Stadt trifft man auf Verehrungsbilder, besonders natürlich in der Kirchen und soweit ich sehe, gibt es sowieso nur Katholisches.

Nun aber zur Orgel.

Ja wir haben das Äußere des Spieltisches soweit abgeschlossen. Jetzt werden wir die separate Orgelstromgeschichte nur für den Spieltisch installieren und dann zuerst mal den Spieltisch gründlich austesten, bevor es an die Elektrik innerhalb der Orgel geht.

Das Problem hier ist, dass jede fehlende Schraube, jedes abgebrochene Gewindeglied, oder wie hier im II.Man, wo eine komplette C-Taste gefehlt hat, enorme Kopfschmerzen bereiten kann, weil man unmöglich alle diese Eventualitäten vor Abreise berücksichtigen konnte.

Hier aber noch ein Bild unserer Spieltischwerkstatt, daneben ein Foto aus der Balg-Windanlage-Abteilung, wo es im Freien etwas gemütlicher zugeht.

Mit 5 Paketen von etwa 100kg Gesamtgewicht war das Maximale der Werkzeuge und Materialien in der kurzen Zeit von 8 Tagen an Möglichkeiten erschöpft, die zur Vorbereitung für diese recht komplizierte Restaurierung dienten. Den Rest müssen wir hier improvisieren, wie der freihändig spielende Künstler sagt.

Bei dem Spieltisch aus 1952 handelt es sich übrigens um ein Laukhuff-Modell. Man wird jedoch kaum eine Person bei der heutigen Firma finden, die sich mit solchen Traditionalien auskennen oder gar handgriffige Ratschläge erteilen konnte. Wie gesagt, es ist eben eine Sache der Improvisation, und wer eben nicht „vom Blatt spielen kann“, das heißt „die Literatur der neuesten Orgelbaugeschichte“ kennt, der sollte die Finger von solchen Projekten lassen.

Interessant noch eine Silbertafel des damaligen Spenders, auch von der Firma Walcker im Jahr 1952 gefertigt:

Schön war es anzusehen, wie unser dritter Mann Vitaliy, aus Lemberg, Ukraine, sich gleich mit den Bälgen anfreundete, und Ende der Woche das erste Stück, den Balg für den Motor fertigstellte.

Nun gibt es noch zwei weitere Einfaltenbälge, die in den nächsten 6 Tagen neu beledert sein müssen. Dann erfolgt die Fertigstellung der Windanlage und wir können bereits mit der klanglichen Seite der Orgel unsere Langeweile vertreiben.

Wir sind froh ein paar Sonnenbilder aus San Salvador dieser vergangenen Woche zeigen zu können, denn es hat fürchterlich geregnet, beinahe alle Tage. Ein Stück Schleifpapier hat sich im Nu sorgsam aufgerollt, vollgesogen mit Feuchtigkeit. Da kann man erahnen, was eine Pfeifenorgel hier durchmachen muss.

Ja, und dann gibt es noch unseren Sir Francis, eine Riesenheuschrecke, die mit großen Augen staunt, was es hier alles auf dem Balkon zu sehen gibt – wurde sofort orgelbautechnisch vermessen und eben hier abgelegt:

gwm

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