San Salvador (7) die Spannung steigt

Langsam dreht der Deckenventilator seine Runden. Mückenstiche. Über 30 Grad im Zimmer. Ab und zu ein seltsamer Vogelschrei. Hundegebell in der Nacht. Die Panamerika hört man. Das Palmengrün des Gartens scheint mittags in die Priestercella einbrechen zu wollen. Der zurückgewiesene Dschungel droht. Gerüche wie im Regenwald,  vorausgesetzt man subtrahiert die Dieselabgase der Bluebird’s aus dieser paradiesischen Kalkulation. Hier also wohne ich seit fünf Wochen.

Am Ende dieser fünften Woche hatten wir ein Treffen mit Konsul Eichler von der Deutschen Botschaft, dem Padre, dem Organisten, ein paar weiteren engagierten Salvadorianer. Lange geplant, endlich umgesetzt.

Ich spielte alle Register des II.Manuals einzeln vor, dann im I.Manual mit Sub-und Superkoppel. Das allein schon füllt erhebliche Teile der Kirche. Begeisterung. Es wird noch mehr Klang geben, man glaubt es kaum.

An diesem nun wunderbar aufglänzendem Spieltisch, den wir 6 Meter vor an die Brüstung gerückt haben, damit der Organist was von der Orgel hört und etwas Kontakt zur Gemeinde hat, ist es nun eine Freude darauf zu musizieren.

Viel, viel Arbeit gabs mit der Harmonia aetheria 3 fach, 2 2/3+ 2 +  1 3/5. Sehr zurückhaltend intoniert waren diese Pfeifen und ein Angriffsziel der hohen Luftfeuchtigkeit. Fast alle Füße dieser Pfeifen sind von einer Art „Zinnpest“ befallen, was das Stimmen erheblich erschwert. Dieses weiße Bleioxidpulver hat zudem die Lautstärke der Pfeifen weiter reduziert. Es waren drei Tage, bis wir Klang aus diesem Register materialisieren konnten. Die Terz berührt angenehm, wie von einem dunklen Schleier umwoben gibt sie nichts von sich preis.

Hier die kleinste ihrer Pfeifen:

und hier Indizien der bösen Buben:

Es fehlen noch einige Register, die ich zum nächsten Blog zeigen und vielleicht klanglich etwas demonstrieren werde.

Wunderschön übrigens der Basson 8′, ein Register das klanglich und bautechnisch zwischen Oboe und Trompete angesiedelt ist. Bemerkenswert der Umstand, dass nur etwa 8-12 Pfeifen gründlich nachintoniert werden mussten, während der Rest sich von selbst erklärte.

Aber, wie gesagt, dazu mehr im nächsten Blog.

In dieser kommenden Woche soll auch der farblich neu gefasste Prospekt, Prinzipal 8′ in Zink, eingebaut und klanglich mal angedacht werden.

Aber hier fehlen darf nicht unser todesmutiger Elektriker, der an den drei Phasen seine tiefe Lust hatte und unter Spannung, wohl bemerkt, tiefgreifende Einfälle bewies. Nichts für schreckhafte Europäer:

Ja, hier ist jeder Tag spannend bis zur letzten Minute – da wird der Ausgang der „midterms“ am kommenden Dienstag, nur wenig Steigerung hinzu komponieren.

gwm

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