San Salvador (5) Regenzeit

Überfallartig werden wir oft von heftigstem Regen auf unserer Balkoniawerkstätte in den vergangenen Tagen überrascht. Erinnert mich an den Regen in Bliesransbach als mehrere Häuser und Garagen vom Wasser so heftig attackiert wurden, das Autos und Gebäude wie Spielzeug herum geschoben wurden.

Hier lauert immer wieder die Überflutung der Treppen auf denen unsere Pfeifen und Orgelteile gelagert sind. Da haben wir unser Argusauge drauf geworfen.

Hier hat man zwar vorgesorgt, in dem man riesige Kanäle zum Abtransport des Wassers gebaut hat, die hohe Luftfeuchtigkeit aber setzt den Metallen gewaltig zu, wie wir an den verschiedenen Orgelteilen sehen können. So sind alle Bleirohre und sehr viele kleinere Metallpfeifen von einer Oxidation befallen, die Maßnahmen erfordern.

Die Elektrik am Spieltisch und teilweise in der Orgel haben wir soweit saniert, dass Funktionsprüfungen stattfinden konnten. Es müssen aber doch einige Hebelmagnete und Spulen ausgestaucht werden, die wir aber im Voraus so berechnet hatten. Nachfolgend ein Foto, wo ein Magnet durch Kurzschluss einige Kabel abgebrannt hat.

Das gute Eichenholz hatte somit zwei Feinde zu bewältigen: die hohe Feuchtigkeit und den Comejen (Holzwurm der A-Klasse, der hier in Mittel- und Südamerika unvorstellbare Schäden anrichtet). Ich meine, der Entschluss der Firma Walcker ab etwa 1930 nur noch in Eichenholz gebaute Orgeln in diese Gegenden zu liefern hat sich bezahlt gemacht. Wir haben andere Orgel gesehen und repariert, die in einer einzigen Taste bis zu 20 lebendige Holzwürmer beherbergt haben und die nur ganz behelfsmäßig repariert werden konnten.

Das Leder jedoch unterliegt einem normalem Verschleiß und scheint von der Feuchtigkeit mit Ausnahme einiger kleinerer Schimmelansammlungen nicht tiefgreifend erfasst worden zu sein.

Hier Ying/Yang in der Registereinschaltung (altes und neubeledertes Ventil)

Das nachfolgende Bild zeigt mich bei einer entspannenden Tätigkeit, bei der Restaurierung der Registerbälge (im Hintergrund die Maria de Guadalupe, zu der hier Wallfahrten stattfinden).

Im Gegensatz zu Restaurierungen in Europa verwenden wir hier nur temporär Fischleim und hauptsächlich US-Weißleime der verschiedenen Arten, da die Feuchtigkeit die Warmleime allesamt aufgelöst haben. Die Klebeverbindungen dieser organischen Leime werden über 3-4 Tage flüssig gehalten und sind einfach nicht stabil genug, um die Feuchtigkeit abzuweisen.

Hier unser Team an der Sanierung des letzten Einfaltenbalgs und der Membranleisten.

Nachfolgend noch ein paar Fotos aus der Orgel zum derzeitigen Zustand (20.10.18)

 

Und ah….. endlich wieder mal, am heutigen Samstag, da kam sie, morgens um 5:35, die Sonne – aus Europa- hoffnungsvoll und heiter zwischen den Palmblättern des Gartens….

aber der erneute Regen ließ nicht lange auf sich warten, Punkt zwölf Uhr mit dem ausgesucht filigranen, feinem Glockenspiel der Basilica strömte er „in Maßen“ auf die Wellbleche der Häuser und Hüte aus Plastiksäcken. Dass hier in diesem Landstrich soviele Hitzköpfe beherbergt sind verwundert mich, die haben doch laufend eine hübsche, erfrischende Abkühlung.

gwm

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