Reisebilder Libanon

Wir haben eine kleine Diashow (34 pics) auf unserer Internetseite eingerichtet. Hier zeigen wir ein paar exemplarische Bilder von unserer Fahrt nach Byblos (über 6 tausend Jahre altes Städtchen, das lebhaften Handel u.a. mit Papier trieb und so der papierernen Bibel ihren Namen gab).

Hier also die Sparvariante unserer Bildshow:

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Khirbet Qanafar: streichende Klänge, Violin und Salicional

und eine herrlich erfrischende hölzerne Rohrflöte.

Soweit sind wir gekommen, auch der Einbau der Oboe ist bereits erfolgt. Und wenn wir am Montag dieses Register intoniert haben und die Dulciana eingebaut haben, dann können wir die nächsten Tage sehr entspannt auf unsere Besuche in Byblos, der ältesten Stadt weltweit, und unseren Besuchen in Beirut entgegensehen. Denn dann sind wir mit Aufbau und Restaurierung unserer schottischen Orgel im libanesischen Khirbet fertig.

Es gab ja den berühmten Spruch des Fritz Walcker, um 1890 : „fertig ist man nie!“, der aus einer anderen Perspektive gesehen, das heideggersche „Sein zum Tode“ radikal verleugnete, und damit schon wieder gewisse Sympathien erweckt hat. Aber auch ist klar, dass die schwäbische Handwerkertradition, mit der die Firma Walcker weltberühmt wurde, unter einer totalen Unterwerfungsdisziplin stattfand, was dem „schönen Schein“ ein bitteren Beigeschmack gibt.

Lassen wir das, „das Schöne gibt es eben nie ohne Leiden“. Wir wollen hier in diesem Blog einmal eine ganz außergewöhnliche Fotografie zeigen, bei der, bis auf den Bourdon und der noch nicht eingebauten Dulciana, alle Register der Orgel gezeigt werden:

Von links nach rechts sieht man: Diapason 8 (Prospekt und Lade), Dulciana 8 (fehlt noch)  Stopped Diapason 8, Principal 4, Stimmgang, Oboe 8, Salicional 8, Violon Diapason 8. Stopped D8 und Dulciana sowie Salicional und Violon D 8 haben 12 gemeinsame Basspfeifen.

Dann haben wir ein kleines Video gemacht, bei dem zuerst der Violin-Diapason touchiert wird, spielen würde ich das Ganze noch nicht nennen, danach folgt der wesentlich zartere Salicional. Darauf wiederum ein paar frische, fröhliche Töne des Stopped Diapason (hölzernes Rohrgedackt, sieht man auf obigen Foto schön als zweites Register links).

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Khirbet-Qanafar: Arbeiten am Klang

Dieses relativ kleine Instrument fasziniert mit einem  wundervollen Violin-Diapason. Daneben gibt es einen Stopped Diapason, der als weites Gedackt beginnt und als hölzerne Rohrflöte endet. Dabei sind die Mischungsmöglichkeiten einfach großartig. Bisher haben wir den Principal 4′, den Diapason 8′, beide im I.Manual und besagtes Violin-Diapason 8′ im Swell vorintoniert.

Diese farbigen, warmen Klänge, die ihren Charakter vom Bass über die Mittellage bis zum Diskant wunderbar changieren, haben George so stark in Bann gezogen, dass er jeden Abend nun 2 Stunden an der Orgel spielt: „it is magic“, so seine  Beurteilung.

Wir sind nun gespannt, ob wir diese Woche noch die wunderschöne „hölzerne Flöte“, so würde das Stopped Diapason bei uns durchgehen, und die Oboe ins Schwellwerk reinbringen, um dann die Schwellwirkung und das Zusammenspiel mit dem Great zu demonstrieren.

Unvorstellbar so ein Projekt in Deutschland durchzuziehen, wo die Mathematiker am Rande der Orgel stehen mit Messgerät, Taschenrechner und ihre Excelllisten.

Es ist schade um diese schöne Orgelkunst, die im technischen Korsett und Industriegeschrei der Maschinen untergeht. Die reichen Kirchen in Deutschland haben sich mit Ihrem technokratischen Sachverständigenwesen wahrlich kein kulturelles Fundament geschaffen. Es ist längst Zeit endlich diese verquerten Strukturen zu reformieren, um wieder „das Kunstwerk Orgel“ atmen zu sehen.

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Khirbet-Qanafar Orgel vervollständigt

Endlich konnten wir heute unsere Orgel in mehrfacher Hinsicht vervollständigen: der Motor wurde angeliefert, unser Pfeifenprospekt mit vielerlei Bleikondukten konnten eingebaut werden. Das vollständige Werk wurde von vielen begeisterten Besuchern gewürdigt.

Nun also gehts in die Intonation von Principal 4′ und dann, mehr zögerlich als zügig an die weiteren Register. Danach werden wir mit George, dem Schuldirektor nach Biblos zu historischen Gründen des Landes geleitet.

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Khirbet-Kanafar, Libanon: jetzt wird’s lustig

Die erste Lieferung eines Rollventils ist eingetroffen, noch fehlt der Motor, der in Beirut seiner Verzollung harrt. Das ist hier in den Ländern des arabischen Raumes immer eine durchaus spannende Sache. Wir haben allerdings im Vorfeld die Deutsche Botschaft eingespannt und werden, sobald sich übliche Zeit-und Geldforderungen ins unermessliche steigern sollten, die Zusage vom Kulturattaché wahrnehmen und seine Hilfe beanspruchen.

An unserer Orgel hat sich einiges getan:

Ursprünglich war die Orgel in wahrsten Sinne des Wortes an ihrem ursprünglichen Holzboden in Tombae/Schottland festgenagelt. Hier nun, in Khirbet, wollen wir den schönen Fußboden nicht in Mitleidenschaft ziehen, weswegen Holzverstrebungen zum Gehäuse und Rost (Fundamentraster) mit Leisten verschraubt werden. Alle diese Holzkonstruktion einschließlich eines schallgedämmten Motorkastens können wir hier in der Schneller-Schule-Schreinerei anfertigen lassen.

Hier noch das Prospektpfeifenwerk, dass morgen oder übermorgen in die Orgel eingebaut wird.

Jetzt sind wir rund 3 Wochen im Land, das uns jeden Morgen einen knalligen Sonnenschein auf den Frühstückstisch wirft mit Temperaturen von 35 Grad Mittags bis ungemütlichen Nachttemperaturen von 28 Grad. Da bleibt oft keine Auge trocken und wenig Gelegenheit zum Träumen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine solch stabile Wetterlage erlebt zu haben.

Jetzt hoffen wir, dass die Temperaturen langsam fallen und nachts wieder geschlafen werden kann.

 

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Rolls Royce in Khirbet Beqaa-Delta, Libanon

„Man sitzt hier wie in einem Rolls Royce“, gab mir George Haddad, Direktor der Schneller Schule in Khirbet zu bedenken, als wir endlich in einen technischen Zustand einbogen, der den gesamten Umfang unserer Orgel erkennen ließ.

Der Umstand, dass man hierzulande rasch Kulturgüter mit Verkehrsvehikeln assoziiert, liegt wohl darin begründet, dass die Gesellschaft im gesamten Libanon am „KFZ“ krankt. So erleben wir hier Verkehrserscheinungen, gegen die extreme Horrorschocker simpler Kinderkram darstellen.

So biegt ein vorausfahrendes Fahrzeug einfach auf die gegenüberliegende Straßenseite, um dort zu parken, ohne, dass es dort eine Parkmöglichkeit gibt. Oder es kommen dunkle Fahrzeuge ohne Licht bei dunkelster Dämmerung entgegen. Totalverschleierte Damen lustweilen auf solchen verfinsterten Straßen natürlich in pechschwarz, Panzerknackerbande-Style.

Also 30 Minuten Heimfahrt von einer benachbarten Stadt erzeugen so ganz am Rande das Gefühl bisher in einer der sichersten Welten gelebt zu haben und nun dem „Krieg, alle gegen alle per ausrangiertem PKW“ ausgeliefert zu sein. Was das Land dringend braucht sind Stoßdämpfer für VW, Opel und Mercedes aus den 1970er Jahren, damit endlich das ewige Schwimmen auf den holprigen Straßen aufhört, und man langsam das Gefühl loswird einen „Libanesen“ geraucht zu haben.

Politisch sieht es im Libanon so aus, dass die Armee mit der Hizbullah den Daesh (IS) weitgehend aus den Bergen hinausgedrängt hat. Das Problem ist nun, dass die Hizbullah, eine vom Iran gestützte Kampftruppe auch mit Libanesen besetzt, eine unberechenbare Gruppe ist, die vom Volk höchst argwöhnisch betrachtet wird. So  gibt es ganze Dörfer, sogar von hier nur 10 km entfernt, die von der Hizbullah besetzt sind und um die man einen großen Bogen machen soll.

Ungefährlich wird es in diesem Land so schnell nicht werden, aber dafür kommt jetzt endlich Orgelmusik, aahhhhhhhhhhh…., Johann Sebastian erhöre uns, Amen.

 

 

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Erste Orgelklänge in Khirbet-Qanafar, Libanon

Nur zum Regulieren und Austesten der Mechanik im I.Manual haben wir das Register Principal 4′ eingebaut. Natürlich  sind die Pfeifen weder intoniert noch gestimmt. Außerdem wir noch der Einbau eines neuen Motors vorgenommen, der über ein Rollventil an den Hauptbalg angeschlossen wird. Jetzt für diesen ersten Test gibt es nochmal den beruhigten von Hand erzeugten Wind. Wie gesagt, nur um die Mechanik zum Sprechen zu bringen, wurden die Pfeifen reingestellt, denn nach dem Einbau der II.Man.-Mechanik kommt man nicht mehr ans I.Manual.

Hier also unser erstes Video auf diesem Blog:

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Eine 3000 Jahre alte Ceder berühren zu dürfen

war uns heute vergönnt:

Es handelt sich dabei um diesen Baum, rechts von unseren Freunden. Jener sonderbare Baum der alle Kolonialisten von Osten und Westen, Griechen, Römer und diverse Turkvölker überlebt hat, zeigt doch, wie seltsam langsam die Zeit vergehen kann.

Dieser Baum wurde als Vorlage für die libanesische Flagge (ca. 1943) verwendet.Zu seiner Geburtsstunde haben alle Religionsgründer und Philosophen, ja man denke an die Vorsokratiker, die wir heute bewundern, noch gar nicht gelebt. Ja es sollte noch 700 Jahre dauern bevor Alexander der Große seine Truppen durch diese unwegsamen Gebirgszüge bis nahe Indien geführt hatte.

Diese Seltsamkeiten, wir bemerken es seit zwei Wochen, scheinen hier im Nahen Osten konzentriert zu sein.

Aber auch das sieht man, den toxischen Ring über der Stadt Beirut, der wie ein Alienstrahl auf die Gefahr, die von menschlicher Hand droht, aufmerksam macht:

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Über die Freiheit eine alte englische Orgel im Libanon aufzustellen

das musste einfach mal gesagt werden, dass wir es als unser großes Glück empfinden, vom deutschen Unwesen der Orgelbehandlung abgekoppelt zu sein und dieses als Riesengewinn betrachten, hier unter der Sonne Libanons ein schönes, reines, kleines Instrument in einer eben solchen Kirche aufbauen zu dürfen.

Mit dem hiesigen Direktor George verbindet uns ein tiefes, inniges Einig-Sein in der Sache, nämlich mit diesem schönen Werk, das in Schottland ohnehin nur ein Schattendasein gefristet hat, endlich einem begeisterten Publikum die Tore zur Orgelmusik öffnen zu dürfen.

Hier ein Bild des im Aufbau befindlichen Spieltisches, der die Verspieltheit der Engländer mit ihrem Material am besten zum Ausdruck bringt.

Sitzt man abends beisammen und diskutiert die Weltlage, oder nur den Zustand der hiesigen Natur, so wird rasch allen Beteiligten klar, dass wir uns nicht in den besten aller denkbaren Welten befinden sondern eher am Abgrund.

Die Diskrepanz zwischen Europa und dem Nahen Osten, die zweifellos durch die Kolonialisierung und nachfolgende, also heute fortdauernde, rigorose Ausnutzung der wirtschaftlichen Verhältnisse durch Europa, USA und den heranwachsenden Weltmächten im Osten, führt solche Länder wie hier den Libanon in eine totale wirtschaftliche Sackgasse. Da sind die 300 Millionen Euro für die Kasernierung der Flüchtlinge aus Syrien und die daraus resultierenden labilen politischen Verhältnisse eine schwer wägbare Sache. Das Land ist, was die Umwelt angeht, wie alle arabischen Ländern, die ich bisher gesehen habe, völlig fertig. Der von hier 20 km entfernte See, beinhaltet eine völlig vergiftete Brühe. Das Schöne der Landschaft offenbart sich bei näherer Betrachtung, ich möchte mal sagen, wie die Schleier der Maya, je mehr man Schleier entfernt, desto grausiger wird der entstellte Anblick.

Das Einzige, und hier bleibe ich Metaphysiker, sind die nicht gegenständlichen Dinge, wie Gerechtigkeit, Freiheit und Schönheit, über die man tausend Jahre lang philosophieren kann, ohne je dem Bösen total aufgesessen zu sein, also unsere Freiheit, hoch soll sie leben!

Diese Kisten und das freie Walten im Freien, sie sollen Symbol sein für unsere Unbeugsamkeit, der freien Welt des Orgelbaus treu geblieben zu sein.

Diese Freiheit zu haben und zu sagen, nein, mit Euch nicht, Eurer Eitelkeit muss ich mich nicht unterwerfen, das ist das Schönste, das ich in diesem Libanon gefunden habe.

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Einbau der Mechanik in Khirbet

Jetzt haben wir einen treuen Zirkel, der unsere Blogs aufmerksam verfolgt. So teilt mir ein Organist mit, er habe seinem Chor diese Orgelmontage zur Ansicht empfohlen. Anderen gefällt die unmittelbare Nähe zum Bürgerkrieg in Syrien, während hier ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit aufscheint.

Aber es gibt auch Besucher in der Kirche, hier in Khirbet Qanafar, Libanon, die sich dort via Selvies mit der Orgel ablichten. Gleich beim ersten Besucherpaar hatte ich auf dem iPad, was sehr selten vorkommt, Nirvana „Smells like Teen Spirit“ auf der Pfanne, was durch die gute Akustik der Kirche einen schönen klanglichen Effekt bekam. Die Besucher nahmen es überrascht auf. Später dann wurden Madrigale von Gesualdo und Monteverdi zum Ausgleich intoniert, was dem ganzen Geschehen hier im Kirchenraum, dem Einbau der Mechanik, mehr Würde verliehen hat.

Hier auf dem ersten Foto unsere Kirche mit Ansicht auf den Orgelraum. Übrigens ist der Glockenturm, leider, völlig in Takt und gibt pro 1/4 Stunde einen Schlag ab. Bei abgelaufener Stunde schäppert eine weitere Industrieglocke, die man aus dem Hamburger Hafen besorgt hat, die Stundenzahl durch die Nacht. Daneben gibt es eine Menge schlafloser Hunde, die wie bei einer Wagner-Oper, wo man am wenigsten damit rechnet, laut und bösartig tremolierend in den Traum hinein bellen.

Hier ein paar magische Mechanik-Fotos, wie man sie selten sieht:

Und zum Schluss eine Rose aus dem „biblischen Garten“ hinter der Kirche, der in Richtung Syrien deutet. Auch einen kleinen Apfelbaum gibt es da, die zugehörige Eva haben wir noch nicht gefunden. (soll sündig sein?!)

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