Rolls Royce in Khirbet Beqaa-Delta, Libanon

„Man sitzt hier wie in einem Rolls Royce“, gab mir George Haddad, Direktor der Schneller Schule in Khirbet zu bedenken, als wir endlich in einen technischen Zustand einbogen, der den gesamten Umfang unserer Orgel erkennen ließ.

Der Umstand, dass man hierzulande rasch Kulturgüter mit Verkehrsvehikeln assoziiert, liegt wohl darin begründet, dass die Gesellschaft im gesamten Libanon am „KFZ“ krankt. So erleben wir hier Verkehrserscheinungen, gegen die extreme Horrorschocker simpler Kinderkram darstellen.

So biegt ein vorausfahrendes Fahrzeug einfach auf die gegenüberliegende Straßenseite, um dort zu parken, ohne, dass es dort eine Parkmöglichkeit gibt. Oder es kommen dunkle Fahrzeuge ohne Licht bei dunkelster Dämmerung entgegen. Totalverschleierte Damen lustweilen auf solchen verfinsterten Straßen natürlich in pechschwarz, Panzerknackerbande-Style.

Also 30 Minuten Heimfahrt von einer benachbarten Stadt erzeugen so ganz am Rande das Gefühl bisher in einer der sichersten Welten gelebt zu haben und nun dem „Krieg, alle gegen alle per ausrangiertem PKW“ ausgeliefert zu sein. Was das Land dringend braucht sind Stoßdämpfer für VW, Opel und Mercedes aus den 1970er Jahren, damit endlich das ewige Schwimmen auf den holprigen Straßen aufhört, und man langsam das Gefühl loswird einen „Libanesen“ geraucht zu haben.

Politisch sieht es im Libanon so aus, dass die Armee mit der Hizbullah den Daesh (IS) weitgehend aus den Bergen hinausgedrängt hat. Das Problem ist nun, dass die Hizbullah, eine vom Iran gestützte Kampftruppe auch mit Libanesen besetzt, eine unberechenbare Gruppe ist, die vom Volk höchst argwöhnisch betrachtet wird. So  gibt es ganze Dörfer, sogar von hier nur 10 km entfernt, die von der Hizbullah besetzt sind und um die man einen großen Bogen machen soll.

Ungefährlich wird es in diesem Land so schnell nicht werden, aber dafür kommt jetzt endlich Orgelmusik, aahhhhhhhhhhh…., Johann Sebastian erhöre uns, Amen.

 

 

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