Über die Freiheit eine alte englische Orgel im Libanon aufzustellen

das musste einfach mal gesagt werden, dass wir es als unser großes Glück empfinden, vom deutschen Unwesen der Orgelbehandlung abgekoppelt zu sein und dieses als Riesengewinn betrachten, hier unter der Sonne Libanons ein schönes, reines, kleines Instrument in einer eben solchen Kirche aufbauen zu dürfen.

Mit dem hiesigen Direktor George verbindet uns ein tiefes, inniges Einig-Sein in der Sache, nämlich mit diesem schönen Werk, das in Schottland ohnehin nur ein Schattendasein gefristet hat, endlich einem begeisterten Publikum die Tore zur Orgelmusik öffnen zu dürfen.

Hier ein Bild des im Aufbau befindlichen Spieltisches, der die Verspieltheit der Engländer mit ihrem Material am besten zum Ausdruck bringt.

Sitzt man abends beisammen und diskutiert die Weltlage, oder nur den Zustand der hiesigen Natur, so wird rasch allen Beteiligten klar, dass wir uns nicht in den besten aller denkbaren Welten befinden sondern eher am Abgrund.

Die Diskrepanz zwischen Europa und dem Nahen Osten, die zweifellos durch die Kolonialisierung und nachfolgende, also heute fortdauernde, rigorose Ausnutzung der wirtschaftlichen Verhältnisse durch Europa, USA und den heranwachsenden Weltmächten im Osten, führt solche Länder wie hier den Libanon in eine totale wirtschaftliche Sackgasse. Da sind die 300 Millionen Euro für die Kasernierung der Flüchtlinge aus Syrien und die daraus resultierenden labilen politischen Verhältnisse eine schwer wägbare Sache. Das Land ist, was die Umwelt angeht, wie alle arabischen Ländern, die ich bisher gesehen habe, völlig fertig. Der von hier 20 km entfernte See, beinhaltet eine völlig vergiftete Brühe. Das Schöne der Landschaft offenbart sich bei näherer Betrachtung, ich möchte mal sagen, wie die Schleier der Maya, je mehr man Schleier entfernt, desto grausiger wird der entstellte Anblick.

Das Einzige, und hier bleibe ich Metaphysiker, sind die nicht gegenständlichen Dinge, wie Gerechtigkeit, Freiheit und Schönheit, über die man tausend Jahre lang philosophieren kann, ohne je dem Bösen total aufgesessen zu sein, also unsere Freiheit, hoch soll sie leben!

Diese Kisten und das freie Walten im Freien, sie sollen Symbol sein für unsere Unbeugsamkeit, der freien Welt des Orgelbaus treu geblieben zu sein.

Diese Freiheit zu haben und zu sagen, nein, mit Euch nicht, Eurer Eitelkeit muss ich mich nicht unterwerfen, das ist das Schönste, das ich in diesem Libanon gefunden habe.

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