„Die Zeit ist eine Larve der Ewigkeit“ (Theo Brandmüller), dieser idealistischen Welt-oder Geistesauffassung folgend, habe ich mich entschlossen in Sachen Berlin noch einen abschliessenden Blog zu verfassen, nachdem nun auch der Eigentümer der Siemensvilla seine Genehmigung zu den Veröffentlichungen gegeben hat.
Das enorme Tempo, dass in Berlin vorgegeben war, hat allerdings wenig Zeit zum Nachdenken, dafür aber doch Einblicke in einer uns seltsam anmutenden Stadt während den Montagearbeiten (Wiedereinbau) gegeben.
Zunächst einmal will ich die Dispo hier vorstellen:
DISPOSITION OPUS 1869, BERLIN SIEMENS-VILLA
I.Manual C-c‘‘‘‘= 61 Tasten Lieblich Gedeckt 16‘ Holz, Metall Flûte harmonique 8‘ Holz, Metall, Viola 8‘ Zinn, Zink (Gamba 5 tlg) Gemshorn 4‘ Zinn, Zink Flautino 2‘ Zinn Cymbel 3 fach 2‘-1 ⅓‘-1‘, Metall Oboe 8‘ MetallEchowerk C-c‘‘‘‘ Vox humana 8‘ Metall (extra Kasten) Bourdon 8‘ Holz, Metall Flöte 4‘ Metall, Zinn (Spitzflöten-Mensur) Echotrompete 8‘, Metall TremoloKoppeln: II/I, I/P, II/P Sup I/P, Sub II/I, Sup II/I |
IIManual C- c‘‘‘‘= 61 Tasten im Schwellwerk Gedackt 8‘ Holz, Metall Salicional 8‘ ab Holz, Metall Vox coelestis ab c, Zinn Spitzflöte 4‘ Holz, Metall Violine 4‘ Zinn Quintflöte 2 2/3‘ Zinn Piccolo 2‘ Zinn Terz 1 3/5‘ Zinn Glockenspiel 48 TönePedal C-f‘ = 30 Tasten Subbass 16’ C-H, Rest aus Nr.3 Echobass 16‘, Holz Cello 8‘, Transmission aus 4. Basson 16‘ C-H MetallBassmelodiekoppel Melodiekoppel Generalcrescendo Schwelltritt I Schwelltritt II Schwelltritt Fernwerk |
Das Echowerk, war so stark zerstört, dass wir diesen Teil aus Zeit- und Raumgründen (Öffnung zum Konzertsaal war nicht möglich) nicht wiederherstellen konnten.
In der Hauptorgel, Hauptwerk und Schwellwerk, fanden wir so stark malträtierte Pfeifen und fehlendes Pfeifenmaterial, dass hier ein Pfeifenmacher eingebunden werden musste, der dann auch in Berlin 3 Wochen tätig war.
Hier ein Beispiel, im Bild am Anfang dieses Blogs sehen wir die gleiche Stelle wiederhergestellt.
So ziemlich alle Pfeifen der Streicher waren an den Füssen stark beeinträchtigt. Irgendein Hausmeister muß vor Jahren über das Heer der darniederliegenden Pfeifen marschiert sein und hat dadurch eine Reparaturlawine ausgelöst. Am nachfolgenden Foto kann man einige der reparierten Pfeifen sehen.
Hier noch ein Bild aus dem Hauptwerk
Eine großartige Konstruktion von der Firma Walcker war den pneumatischen Spieltisch mit Rollen auszuführen und dazu ein Bleirohranschlußbrett, das mit Öffnen von 6 guten Maschinenschrauben von der Orgel gelöst werden konnte. Somit war es möglich auch nach der Installation aller Teile noch an der Rückseite des Spieltisches Regulierungen vorzunehmen.
Der Heizkörper in der Orgel, der für extreme Schäden an den Kegelladen verantwortlich war musste allein schon aus Platzgründen entfernt werden( und um die Rache des Orgelbauers zu befrieden).
Aber alles in Allem war es eine extrem schwierige Arbeit, die wir bereits in diesen Blogs vorgestellt haben:
https://blog.walcker.com/die-walcker-organola-auf-youtube
https://blog.walcker.com/walcker-kegelwindlade-in-berlin
https://blog.walcker.com/von-baelgchen-und-membranen
https://blog.walcker.com/keilbaelgchen-fuer-walcker-spieltische
https://blog.walcker.com/komplexer-pneumatischer-spieltisch
https://blog.walcker.com/auftrag-zur-restaurierung-der-walcker-orgel-in-berlin-siemens-villa
Ja, und dann gabs doch jeden Sonntag Ausflüge zur Museumsinsel, oder zum Wannsee oder gar nach Potsdam zum alten Fritz, der uns tatsächlich noch eine Sonata von JSB auf der Querflöte vortrug :
gwm (längst wieder im Dreimanualigen, der auch mal fertig werden will)