Auftrag zur Restaurierung der Walcker-Orgel in Berlin, Siemens-Villa

Vor rund 8 Tagen erhielten wir den Auftrag zur Restaurierung der Walcker-Orgel Opus 1869, Baujahr 1916, mit 25 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Das Instrument besteht aus pneumatisch angesteuerten Kegelladen in der Hauptorgel, im I. und II.Manual sowie im Pedal. Dazu wurde ein Fernwerk mit elektropneumatischen Hängebalgladen ein Stockwerk höher integriert. Dort befindet sich eine mit extra Schwell-Gehäuse umhüllte Vox humana. Im Hauptwerk haben wir ein Glockenspiel als Beiwerk.

Am Spieltisch gibt es eine Organola, ein Selbstspielapparat, der mit Papierrollen gefüttert werden will. Wir haben über 32 Rollen für diesen Apparat in unserem Archiv und sind schon eifrig am Studieren und überlegen uns schon mal die Registrierung vom Vorspiel zum „Parsifal“. Ich denke, es war gang und gebe, dass der Hausherr bei einer Conversation ab und zu mal eine Rolle in den Spieltisch einlegte, wie es weiland Jahre später beim „kultischen“ Auflegen einer Schallplatte geschah.

Die Siemens-Villa in Berlin-Steglitz beherbergt heute zwei private Hochschulen.  Es herrscht also reger Personenverkehr um das Instrument herum.

Die Orgel, sie steht direkt im Musikzimmer neben dem Haupteingang im Untergeschoss, fand sowohl beim Erbauer der Villa Friedrich Christian Correns (Varta) großen Anklang, wie auch bei dem späteren Besitzer Werner F. Siemens (Siemens & Halske AG)

Werner F. Siemens war ein großer Orgelliebhaber, der in den 1920er Jahren neben der Villa einen großen Musiksaal bauen ließ. Dort wurde eine der größten Wurlitzer-Orgeln Deutschlands eingebaut, die heute, nach einer Restaurierung von Walcker 1981-83, im Musikinstrumentenmuseum Berlin, nahe Potsdamer Platz, den Besuchern frei zur Besichtigung steht. Eine unheimlich interessante Begegnungsstätte, die ich nur empfehlen kann. Es gibt dort drei größere Orgeln und eine Masse an anderen Tasten- und Saiteninstrumenten.

Wir werden noch in diesem Jahr den Ausbau der Walcker-Orgel vornehmen. um dann gegen Ende 2022 den Wiedereinbau vornehmen zu können. Sowohl die hier eingesetzte „Pneumatik“ wie die sehr frühe „Elektrik“ haben ihre Spezialitäten und werden manches Kopfzerbrechen auslösen.

Sicher werden wir hier auf unseren Blogs regelmäßig darüber berichten.

 

(gerhard@walcker.com)

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Der Begriff der Orgel

Wir Deutschen wissen spätestens seit Georg Wilhelm Friedrich Hegel, dass die Einstiegsdroge in die Kommunikation der „Begriff“ ist. Wer ihn nicht kennt, hat Pech gehabt, ähnlich dem Verkehrsteilnehmer, der die Bedeutung des Vorfahrtschildes nicht kannte und munter drauf los fuhr.

Mein stiller Begleiter in Sachen „Orgelbegriff“ war bisher in meiner rund 54jährigen Orgelbauerlaufbahn das A5-Büchlein des Carl Elis „Orgelwörterbuch“, das in der E.F.Walcker & Co. Bücherei in Ludwigsburg die Numero 173 trug.

Schön und unaufgeregt an Elis‘ Büchlein ist, man findet immer was man sucht und es fließt  eine klare Sprache,  die den gesuchten Begriff deutlich benennen kann.

Ganz anders als in sprachlichen Ungetümen wie Locher, Töpfer, Ellerhorst oder gar Karl Lehrs monsterdeutsch verfasstes Buch „Die moderne Orgel“ aus 1912. Leute.., zu dieser Zeit hatte Thomas Mann die feine Feder bereits gespitzt und Georg Trakls Gedicht „Grodek“ stand davor den deutschen Expressionismus in den Bann zu schlagen. Da also würgten noch deutsche Organisten und Orgelbauer an ihren Zungen, als ob ein Stück Rindfleisch an ihren Gaumen kleben würde.

Auf Mahrenholz möchte ich nicht detaillierter eingehen, das ist „Oberlehrerdeutsch“ mit ausgestrecktem Zeigefinger, von der Kanzel die Gebote herunterbrüllen zur geneigten Aufmerksamkeit. Ein unmöglicher, barbarischer Stil, den manche unserer Sachverständigen sich zu eigen gemacht haben, was dem Orgelbau gewaltig geschadet hat. Es gibt einfach Menschen, die noch nichts von der Dynamik des Deutschen Idealismus gehört haben und die immer noch glauben die Dogmatik des Mittelalters sei ja gar nicht so übel gewesen.

Leider konnte ich  keine orgellexikalische Literatur der vergangenen 8o Jahre finden, die sich mit den Gewohnheiten der Spätromantik und ihren Spielhilfen beschäftigt.

Im „Lexikon der Orgel“, ein aufgeblasenes Ungetüm von Hermann Busch und Matthias Geuting, war nicht einmal „Automatische Pedalumschaltung“ zu finden. Die „Melodiekoppel“ fand keinen eigenen Beitrag, dafür wurde sie unter „Koppeln“ gelistet. Es wird ausgiebig über Komponisten im “ Lexikon der Orgel“ schwadroniert, was ich leichter und umfassender im „MGG – Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ zu finden weiß, und zwar in der Ausgabe der Digitalen Bibliothek, wo man heute für ein paar Euro vierzehn prall gefüllte Bände auf den Computer ziehen kann. (Jeder Artikel, jeder Band kann sogar als PDF generiert werden und in die eigene Bibliothek leicht und gut integriert werden.

Da nun mein gegenständliches „Elis- Orgelwörter-Büchlein“ so richtig zersaust daher kommt, habe ich diese Schrift digitalisiert und stelle sie hier zum Download als PDF zur Verfügung, was ganz gut auch zum Ausdruck taugt: https://1drv.ms/b/s!Aq53TTjRsRgFgecV0qc3m2a_chj5cg?e=2uHqch .

Hier eine gedruckte Doppelseite, wie sie in dem PDF aufgemacht sind.

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte, die zeigen soll, dass der „Begriff der Orgel“ keinesfalls ein schwerfälliger Geistesbegriff sein soll, der nur den wenigen Schreibtischtätern als geistiger Zierrat zu dienen habe. Sondern, es ist und bleibt kein Geheimnis, dass in den Begriffen des Handwerks bereits die Lösungen bei einer Problemsuche enthalten sind. Insofern haben wir tatsächlich eine Form der Dialektik in unserem Gewerbe vorliegen, mit der auf Lösungssuche gegangen werden kann, bevor wir mit Schraubendreher und Bohrmaschine am Werkstück erscheinen.

Vor einigen Jahren bei einer Orgelbauer-Sachverständigen Tagung trat ein Orgelbauer, Inhaber eines größeren Unternehmens auf mich zu mit der Frage, ob man, die bei einigen pneumatischen Orgeln anzutreffenden mit Löchern versehenen Bleirohre korrigieren muss, oder ob das sogar als grober Pfusch markiert werden sollte. Er selbst hatte mit seinem Unternehmen noch keine hinreichende Erfahrung mit pneumatischen Orgeln sammeln können, diese Fragen traten hin und wieder bei Wartungen an solchen Instrumenten bei ihm auf.

Nun sind das natürlich Erscheinungen, die von Fall zu Fall geprüft werden sollten, aber es gibt auch eindeutige Hinweise in Form von Zeichnungen oder hier im „Elis-Orgelwörterbuch“, die allerdings in gedanklichen Zusammenhang gebracht werden müssen.

Ich zitiere zunächst das Orgelwörterbuch:

Ausgleichsloch. Ein in der Zuführung zu pneumatischen Bälgchen oder Membranen angebrachtes kleines Loch, das die schnelle Entleerung des Bälgchens oder der Membran sichern soll. Sehr häufig ist in die Ausgleichsbohrung noch eine Regulierungsschraube eingesetzt, sodass sich die Schnelligkeit, mit der das Bälgchen oder die Membran zusammenfällt genau abstimmen lässt.

Hier nun weitere Erkenntnisse aus anderen Objekten:

Auf Zeichnungen der Firma Walcker, besonders bei mit Organola bestückten Salonorgeln,  fand ich solche Einrichtungen, wo Ausgleichsbohrungen mit Schrauben reguliert werden können.

Bei einem anderen Orgelbauer in Thüringen waren diese systematisch über das ganze Klavier angebracht.

Nun also zurück zur Frage, ob man Bohrungen in Bleirohre zur Entlastung anbringen darf, wenn die Repetition leidet oder andere Beeinträchtigungen zu finden sind. Da wäre zunächst zu prüfen, ob der Winddruck nicht überhöht ist ( wir haben schon Winddrücke über 150mmWS in „normalen“ pneumatischen Steuerungen gemessen, was völlig überhöht ist und mit solchen Maßnahmen nicht zufriedenstellend geklärt werden kann).

Also setzen wir voraus, dass ein gebräuchlicher Winddruck im pneumatischen System von 90-110mmWS vorliegt und keine überlangen Bleirohre von 20-30m betroffen sind, hier nun alle Maßnahmen ausgeschöpft sind, ohne das Problem zu lösen, dann bohren sie doch ein Loch von 1mm ins Bleirohr zu Testzwecken. Und wenn das erfolgreich ist, ohne Nebeneffekt, dann ja, dann geht das.

 

Zu hoher Winddruck malträtiert das Ledersystem. Hinzu kommt, dass wir bis zum I.WK Leder mit Biogerbung im Orgelbau hatten, heute wird chemisch gegerbt, was bei Ausstromsystemen wie Taschen-Hängebalgladen nur noch Lebenszeiten von 30-40 Jahren bereitstellt.

Peter Dohne/Sauer meinte in der Schrift „Die Restaurierung der Berliner Domorgel und Fragen der Instandsetzung pneumatischer Instrumente“ das hier am Berliner Spieltisch der Winddruck lt. Kostenanschlag auf 115mmWS festgelegt war, aber während der technischen Montage 1904 auf 135mmWS (Paul Walcker) festgelegt wurde. Bei ihrer Restaurierung in 1985-1990 habe man den Winddruck auf 90mmWS gesenkt mit dem Ergebnis, dass die pneum. Relais präziser gearbeitet haben als zuvor. Der Grund war schlicht und einfach der, dass das Ausstromsystem mit dem Pfeifenwinddruck harmonieren muss. 135mm Systemdruck  gegen 90mm Pfeifenwinddruck, das funktioniert nicht. Außerdem vertritt Dohne den Standpunkt, dass für Membranen und Bälgchen kein gespaltenes Leder verwendet werden soll.

have a nice summer ….

gwm

Anmerkung v. 22.06.21

Die Überschrift „Der Begriff der Orgel“ stellt eine kleine Provokation dar: es handelt sich um einen der leersten, nichtssagende Begriff überhaupt, der an Allgemeinheit kaum mehr zu übertreffen ist. Ja, dieser Begriff unterscheidet noch nicht einmal  zwischen dem „Naturtoninstrument“ und der „elektronisch synthetisierten“ Nachahmung der Orgel.

Aber den Finger auf die Wunde legen, war mir einen Versuch wert. Denn als Orgelbauer ist man manchmal schon erstaunt, wie leger in manchen Schriften über Begriffe des Orgelbaus schwadroniert wird. Andererseits gibt es sehr differenzierte Begriffe aus dem 19.JH und dem beginnenden 20.JH., die heutzutage kaum unter Orgelbauer bekannt sind, die aber für Gestaltung und Fehlerfindung reichhaltige Hinweise geben können. Deswegen dieser kleine Exkurs ins „Begriffliche“ des Orgelbaus. gwm

 

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Neuigkeiten im Jahr der Orgel (2021)

  1. Die Walcker-Orgel (hier im zeitgemäßen Comic-Format) in Essen-Werden aus dem Jahr 1900 soll Orgel des Jahres werden.
  2. Wir haben 4 legendäre eingemottete Internetseiten aus 2003-2008 wieder zugängig gemacht:
    1. SpieltischeWeb (romantische Entwicklung der Spieltische in Deutschland aber auch anderen Ländern)
    2. Aeoline.de (Bauformen und Soundfiles v div Orgelpfeifen) nahezu alle romantischen Orgelpfeifen werden in Bild- und Klangform vorgestellt
    3. EF-Walcker.de ….die Seite des Meister Eberhard Friedrich Walcker, der bedeutende Orgelbauer aus unserer Familie…
    4. Bunkorgel-Reinoldi (über die Dortmund Reinoldi Walcker-Orgel)

Diese Seiten erlauben etwas tiefer in die Klänge und Ideen der Walcker-Orgeln einzutauchen.

g

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Die Walcker-Organola

ist eine Selbstspieleinrichtung für Pfeifenorgeln, die sich Walcker 1904 durch Patent schützen ließ.

Es ist nicht genau bekannt wie viele Orgeln Walcker mit dieser Einrichtung insgesamt gebaut hat. Wir wissen aber, dass noch in den 1920er Jahren solche Instrumente gefertigt wurden.

Momentan bin ich beschäftigt mit Instrumenten aus 1916 bis 1922. Es könnte sein, dass unter den 60 Kinoorgeln die Walcker mit einem Orgelbauerkonsortium zusammen erstellt hat einige mit dieser Selbstspieleinrichtung angefertigt wurden.

Gehen wir zurück zu den Anfängen, so ist klar, dass in schönen Wohnzimmern der begüterten Gesellschaft keine Medien wie heute zur Verfügung standen und die Gastgeber gerne eine Papierrolle in die Orgel legten, um musikalisch ihre Gesellschaft unterhalten zu können.

Von den sogenannten „Salon-Orgeln“ fanden wir nahe Warschau eine Walcker in einer Schlosskapelle, die, wie uns die Angestellten des Schlosses versicherten, nur vom Fürsten persönlich via Organola bedient werden durfte. So ähnlich stellen wir uns also Musikabende vor, bei denen der Gastgeber des Orgelspielens unkundig war.

Ich habe zwecks Anschaulichkeit ein paar Bilder solcher Salon-Orgeln eingefügt, die im Prospekt aus 1907 vorgefunden wurden, auf dem mit stolz geschwellter Brust Walcker sich als Königlich Württembergischer Hof-Orgelbaumeister zu erkennen gibt.

 

Außerdem erlaube ich mir für Interessenten der Organola-Selbstspieleinrichtung einen kompletten Auszug aus einer Fachzeitschrift über „Mechanische Musikinstrumente“ als nachfolgenden Link zu hinterlegen, wo in umfangreicher Manier die Organola vorgestellt wird. Organola.PDF Datei [25.384 KB]

gwm

 

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Walcker-orgeln-Ausstromsysteme

Als wir vor genau 10 Jahren in Kairo während der Revolution mit der Wiederherstellung der Walcker-Orgel in der Deutschen Kirche beauftragt wurden, war ich zunächst einmal 6 Wochen mit der technischen Bearbeitung dieses Projektes beschäftigt.

Ein Jahr später wurde ich vom VOD (Orgelsachverständige Deutschlands) eingeladen, über die Elektropneumatik [2.015 KB] einen Vortrag zu halten.
Alle diese Umstände haben dazu geführt, dass ich mich umfangreich mit diesem Thema beschäftigen konnte. Auch in diesen Tagen wieder haben wir uns mit Elektropneumatik im ehemaligen Jugoslawien und mit einer Walcker-Orgel zu befassen, die Hängebalgladen aufweist.
Für mich persönlich war der starke Eindruck, den diese Hängebälglade von Kairo auf mich hinterlassen hat, Triebfeder, immer wieder dieses Windladensystem zu studieren. Stärker als bei Taschenladen war hier das mechanisch bedingte Anblasgeräusch bei Streichern und Zungen.

Der hier gezeigte Spieltischschnitt zeigt den elektrischen Spieltisch der Walcker-Orgel Opus 1855 für Rotterdam (jetzt in Doesburg) gebaut 1915, dessen Kabel in wunderschön gebauten Relais-Schränken führen. Die Tasten bewegen eine Mechanik, welche mit Excenterkontakten verbunden sind. Das sind runde Stäbe, die mit einem Metallstift Silberdrähte berühren und damit schalten.
Eine logische und einfache Konstruktion, die aber durch die Sub-Superkoppeln ausschweifende Kabelansammlungen verursachte.
Nicht zu unterschätzen ist der Induktionsfunke, denn zur Erbauungszeit gab es keine Elektronik, die diese kurze Hochspannung hätte reduzieren konnte. Man behalf sich teilweise mit bifilar gewickelten Spulen.

 

Ein wahrer Augenschmaus stellt die Schnittzeichnung dieser Orgel für mich dar, die ebenfalls diese umwerfend klare Logik zeigt, mit der die Orgel aufgebaut ist. Die dunklen, quadratischen Kästchen beherbergen die elektropneumatischen Tonsteuerungen, die per Kabel angesteuert und dann über Bleirohre die an die Windladen angebauten Relais dirigieren.
Sehr schön ist auch das krönende Fernwerk aufgestellt, dessen Schwellwerk in einen 20m langen Klangkanal führt, der für die Fernwirkung der Klangabstrahlung sorgt. Eine ähnliche Konstruktion war dies in Kairo.
Hängebalgladen sind aufwendiger zu gestalten als Taschenladen. Beide Systeme sind sogenannte Ausstromsysteme, das heißt, das Relais entlässt Wind aus dem Ventil, damit es die Windöffnung zur Pfeife freigeben kann. Als Orgelbauer hat man beim Hängebalgventil die Möglichkeit Regulierungen vorzunehmen. In Zeiten der Ökonomie der 1920-30 Jahre wurden nur noch Taschenladen gebaut.
Die größte Walcker-Orgel mit Hängebalgsystem war diejenige im Hamburger Michel 1912.

 

gwm Feb2021

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Maul-Orgel in Bliederstedt eingeweiht

….von Saulus zu Paulus könnte man bei dieser Orgel sagen, oder eine höhere Einsicht hat in diesem Dorf mit rund 35 Einwohner und einer Kirche aus dem Jahr 950 gewaltet. Uns hat es jedenfalls sehr gefreut hier mit begeisterten Menschen die Wiederauferstehung jener kleinen Schleifladenorgel zu feiern, die im Pedal allerdings Platten statt Kegel in der Registerkanzelle aufwies.

Diesmal wollen wir auch wenig Worte fallen lassen, dafür ein paar neue Bilder und die wunderschöne Gamba erklingen lassen, die zeigt, dass solche Register auch auf den Schleifen laufen:

 

 

Auf der Kirchentür unter dem Gebälk mit der Jahreszahl 1668 den eigenen Namen vorzufinden, das ist schon ein großes Erlebnis gewesen.

Ja dann hat das Instrument noch ein Geheimnis, das nicht oft in Erscheinung tritt, nämlich aus der ursprünglichen hölzernen Aeoline, die sicher in der Klanggestalt sehr nah ans Gambische herangekommen wäre, wurde eine Flöte 4′ fabriziert, die allerdings weniger klangliche Reize erzeugt (ganz anders bei den heutigen Damen, wenn es denn erlaubt ist, bei Registern von „Damen“ zu sprechen, wo das Kürzen der Röcke die Reize erhöhen sollte) poltert die Flöte doch sehr sorglos und untemperiert in der mittelalter Kirche herum.

gwm

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Restaurierung einer Maul-Orgel aus 1872

Dieses Instrument mit I/8 Register auf Schleiflade im Manual, Registerkanzelle für die beiden Register im Pedal, wurde vom Orgelbauer Maul, Greußen im Jahr 1872 gebaut.  Diese Pedalregisterkanzelle wird mit flachen Ventilen über Wellen wie bei Kegelladen angespielt.

Manual C- f3 54 Tasten

  1. Principal 8′ Zinn
  2. Gamba 8′ Zinn
  3. Gedackt 8’ Holz
  4. Octave 4’ Zinn
  5. Flöte 4′ Holz (war vorher Aeoline 8)

Pedal C-c1, 25 Tasten

  1. Subbass 16′ Holz
  2. Violon 8′ Holz

Pedalkoppel

Das Besondere an dieser Orgel ist, dass die Pedalkoppel mit eigenen 25 Ventilen in der Manuallade repräsentiert wird, die über einen mechanischen Winkelbalken aktiviert werden können.

Wir haben die Orgel mit Ausnahme des Gehäuses und der Wellenbretter im Juni ausgebaut und sind seit dieser Zeit beschäftigt diese Orgelteile wieder in funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Im Laufe August/September wollen wir dann wieder den Einbau vor Ort vornehmen.

Hier wollen wir ein paar Bilder aus den Arbeiten bisher zeigen:

       

gwm

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Bilder seltsamer Orgelpfeifen – strange organ pipes

Wir haben für eine kleine Ausstellung unsere eingemotteten Pfeifen, die man so im Laufe der Jahre gesammelt hat, etwas aufpoliert und dabei fotografiert.

Hier nun der erste Satz mit seltenen Holzpfeifen ( ich würde sagen, man findet davon in modernen Orgeln überhaupt nichts davon):

In jedem Fall sind die runden Traversflöten von Eberhard Friedrich nicht nur ein Augenschmaus sondern diese klingen in der Tat wie Traversflöten.

Dann gibt es diese Clarinette aus dem Hause Weigle zu sehen, und hier eine solche Clarinette zu hören:

Die doppellabierte Holzflöte dürfte Power von 100mm WS und mehr beanspruchen

Eine mit Eichenholzstiefel und breiter Kehle daherkommende Zungenpfeife wird wohl über rund 300 Jahre alt sein

und hier die Kleinsten mit pfiffigem, aber schönem frischen Klang

Unser größter Stolz stellt diese, leider nicht mehr klingende Pfeife aus einer römischen Orgel dar, die rund 1800 Jahre auf dem Buckel hat

auf diesem Regal haben wir eine weitere Sammlung teilweise kuriosester Pfeifen

Ich beginne mal mit einer Jedermann bekannten gedeckten-offenen Holzpfeife (ganz rechts) an, von denen mehrere tausend Exemplare von Walcker für Schulungszwecke in China gebaut wurden:

Interessant und heute kaum noch vorzufinden, das damals legendäre „Serpent-Register“ wird repräsentiert von dieser Pfeife

Aus einem Nachbau römischer Orgeln für Museen, die sich mit römischer Kultur beschäftigten, Walcker hat hier 4 Orgeln gebaut, es gibt diese gedeckten Pfeifen aus Messing, bei den Römern war es Bronce:

(die Klänge dieser Pfeifen gibt es hier: https://walcker.com/downloads/aquincum_a.mp3 )

die nachfolgenden Pfeifen, sehr interessanten Versuche neue Pfeifen zu bauen aus Messingrohr, gingen jedoch nie in Serie:

Wahrscheinlich übrig geblieben bei der Restaurierung einer alten spanischen Orgel aus Guatemala:

dann gibt es noch eine schöne Pfeife des Andreas Silbermann

eine durchschlagende Zungenpfeife

eine Sordun- oder Ranckett Pfeife

und last not least eine doppellabierte Stentorphon

 

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Alejandro in France & Belgium

Hier zunächst ein paar Worte an unsere Freunde der spanischen Sprache:

A todos los amigos del idioma español, le enviamos saludos especiales y agradecemos su interés. Aquí en este blog mostramos un órgano en Francia cerca de Metz y dos órganos en Bélgica cerca de Namur (1 hora en coche a Bruselas).

Und hier geht es nun weiter in deutsch. Zuerst die Orgel in Moyeuvre,

die wohl eine gewisse Synthese aus deutschem und französischem Orgelbau darstellt. Wir haben es hier mit einer elektrisch gesteuerten Taschenladenorgel zu tun und mit Lothringen, einem Landesteil, der unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu kämpfen hat, was sich auf die Kirchen stark auswirkt. So haben wir einen eingezäunten Bereich in der Kirche gefunden, der von Steinschlag vom Dach her betroffen war, und natürlich werden kaum Orgeln gepflegt, weil kein Geld dafür da ist.

Von Moyeuvre fuhren wir auf der Autobahn über Luxemburg nach Rhines und Bovesse in in Belgien nahe Namur. Hier finden wir eine französisch orientierte Orgel und eine Walcker aus 1908, die ursprünglich in Dortmund Reinoldi stand.

So, das war’s mal vorerst. Es wird noch ein weiterer und letzter Blog gefertigt, „Alejandro in Solingen“, wo wir am vergangenen Donnerstag drei Organisten in der Lutherkirche begrüßen durften, mit denen wir in vergangenen Jahren umfangreichere Kontakte knüpfen konnten.

Hier noch ein Kommentar, den mir Alejandro, der wieder nach Gran Canaria zurück gekehrt ist, zukommen ließ:

Good afternoon again, I read the perfect blog very interesting soon I will proceed to share it if you let me.
and above all thank you, these days it has been a dream come true to see organs touching them being in their environment and especially in their workshop is an honor. I deeply appreciate it.
Thank you very much for these days to you and your family.
throughout the afternoon I will send the mail to the transport company and try to send the photos of the tools.
thank you very much for the gifts.             Alejandro

 

gwm

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Alejandro im Saarland

Unser Gast, Alejandro, Orgelstudent aus den Kanarischen Inseln, ist seit zwei Tagen bei uns im Saarland zu Besuch. Als erstes wurde ein Besuch bei Bernhard Leonardi vereinbart in der Basilica St. Johann in Saarbrücken. Er wurde in einer wunderbaren Atmosphäre empfangen und in den 5manualigen Spieltisch der Klais/Mayer Orgel von Bernhard eingewiesen:

Dann ging’s zu weiteren Kirchen wie in die Ludwigskirche und St. Michael (war leider geschlossen). Hier also ein Bild in der barocken Ludwigskirche, die ehemals eine Walcker-Orgel beherbergte, heute ist es eine Beckerath, an der lange Zeit Theo Brandmüller seine Dienste tat.

Endlich aber konnten wir ihm unseren fertig gestellten Spieltisch für San Mateo zeigen:

Dann, nach dem Mittagessen in Bliesransbach fuhren wir heute weiter nach Mimbach zur EFW-Orgel Opus 170, die in den 60er Jahren klanglich und teilweise technisch verhunzt wurde. Jetzt aber für die Geringfügigkeit von nahezu 200.000,– wiedergeboren wurde. Eine Glanzleistung der Firma Lenter, wobei ich besonders die außergewöhnliche Intonation der Flöten, der Gedackten und last not least der Principale, hier speziell diese  Offenbarung an Principal 8′ im II.Manual hervorheben möchte. Man will gar nicht mehr aufhören, diese vielschichtige, filigrane Klangwerk hören zu dürfen.

Für manch einen Orgelenthusjasten müssen diesem Ohrenschmaus auch ein paar Bilder nachgeschoben werden:

Für Morgen (21.01.) sind Orgeln in Frankreich und Belgien vorgesehen, dann weiter ins Bergische, ja Alejandro soll ruhig einmal einen allumfassenden Blick auf unsere Orgelwelt werfen können.

gwm

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