Bovesse (3) Spieltisch und mehr

Wieder ist eine Woche vergangen und wir sind tiefer in die Walckersche Pneumatik von 1908 eingedrungen. Einmal dadurch, dass man sich mit der Historie etwas auseinandersetzte und den nachfolgenden Artikel aus dem Walcker-Prospekt von 1902 sich zur Kenntnis brachte. Zum Zweiten natürlich dadurch indem man an markanten Stellen zu arbeiten hatte.

Hier in dem nachfolgenden kleinen Artikel wird die erste Walcker-Orgel mit Membranladen beschrieben (Stiftskirche Neustadt Weinstraße, Opus 522, III/40, Bj 1889) mit der Walcker sehr negative Erfahrungen sammeln durfte.

Auszug aus Walcker Prospekt von 1902

Dann möchte ich über meine Spieltischzeichnung auf verschiedene Elemente und Möglichkeiten der Bearbeitung bei dieser Orgel in Bovesse hinweisen. Diese Zeichnung ist im Maßstab 1:1 erstellt. Es war eigentlich ein kleines Kunststück das Ganze auf jpg-format und noch gut sichtbar hinzukriegen.

Es sei darauf hingewiesen, dass bei einer solchen Orgel, die über 100 Jahre kaum nennenswert überarbeitet wurde erhebliche Belastungen der Arbeit durch Einwirkungen auf das Material zu erwarten sind. So sind die Bleiröhren mit stark ermüdetem Material ausgestattet, was bei der Arbeit und jeglicher Bewegungen sich bemerkbar macht: die Röhren brechen schnell, Ausbau aus den Leisten wird sehr mühsam. Das trifft auch auf die Schrauben zu, die teilweise so stark verrostet sind, dass man sie mit normaler Schraubendrehung kaum aus ihrem Sitz bekommt. Hinzu kommt, dass das sehr weiche Eisen dieser Schrauben Probleme am Schraubenschlitz verursachen.

Hier ein Foto aus dem Spieltischbereich (Tastenrelais)

Schnell ist die Schraube auch in der Mitte abgebrochen und man beschäftigt sich mehr als einem lieb ist mit „Bergungsarbeiten“.

Noch schlimmer trifft die Oxidation bei den Ventilen und ihren dünnen Gewindedrähten zu (siehe obiges Foto). Hier trifft Leder(Gerbung) auf Messing, und das sind böse Zeichen dafür, dass kleinste Bewegungen zum Abbruch führen können. Die Farbe „Türkis“ auf solchen Metallen signalisiert, ganz anders als entspannter italienischer Himmel, hier höchste Gefahr.

Bei der mir bisher noch in allen Einzelheiten unerschlossenen Bass-Melodie-Koppel im Pedal haben wir die neue Erfahrung machen müssen, dass diese Bälgchen, die mit Darmleder garniert waren, allesamt restlos verdorben waren. Schon kleinste Bewegungen zeigen an, dass alle Bälgchen neu beledert werden müssen.

Wie zuvor muss auch hier wieder Darmleder verwendet werden, weil anderes Leder die Teilung und den Gang der Bälgchen nicht mitmachen würde. Das sind neue Leim- und Montagetechniken, die nicht unterschätzt werden dürfen.

Hier noch ein paar Fotos zur Bass-Melodiekoppel, die wie eine fragende Sphinx auf uns einwirken:

Bassmelodiekoppel, links die Bälgchen, rechts Unterseite der Ventile
darunter die Oberseite mit den verschiedenen Ventilen
das untere Brett zeigt die Bohrungen, die von den Ventilen gesteuert werden, Was nicht sichtbar ist, das sind die Verfräsungen von Bohrung zu Bohrung. GottseiDank konnte ich eine Zeichnung zu dieser pneumatischen Maschine in meiner Digital-Sammlung ausmachen.

wie man an diesen Registerschaltern sieht, wurde die Bass Melodie später
hinzugebaut

auch die Tasten mussten neu unterlegt und ausgetucht werden

gwm

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