Bovesse (4) das Geheimnis der Walckerschen Keilbälgchen

Mir hat nie ganz eingeleuchtet, dass man nach Anfertigung solcher Bälgchen, einen Pressvorgang ansetzte, der mehrere Monate dauern sollte.

Wir haben auf diesem Bild links Bälgchen, die gerade aus dem Leimvorgang entlassen wurden und nun etwas bewegt werden, um dann gepresst zu werden. Rechts haben wir eine Handvoll Bälgchen, die einen Tag gepresst wurden und bereits etwas Spannkraft haben.

Anders als bei einem Zustand der Schwangerschaft, wo bei Mensch und Tier etwas heranwächst, tut sich beim Pressen gar nichts, außer dass etwas atmosphärische Einwirkungen stattfinden. Der Pressvorgang selbst aber bleibt statisch und dadurch sind dessen Einwirkung auf das Stück Material sehr gering.

Diese Einsicht bewirkte, dass wir durch verschiedene Versuche beim Pressen der Bälgchen Wege zu grundlegenden Verbesserung dieser Fertigungsmethoden fanden.

Zunächst möchte ich zeigen, dass wir durch eine an Einfachheit kaum zu verbessernde Pressvorrichtung gefunden haben:

Mit dieser Vorrichtung können wir von einem Bälgchen aufwärts bis zu rund 80 Bälgchen mit einer einzigen Zwinge pressen. Durch die vier freilagernden Alu-Rohre werden die Bälgchen in einer geraden Linie gehalten. Wichtig ist während des Pressvorgangs mäßige Wärme zuführen und den Druck nicht extrem werden zu lassen.

Nicht 2 Monate, nicht einen Monat, sondern nach zwei Tagen sind die Bälgchen in Form und können eingebaut und geprüft werden.

Bei der Bass-Melodiekoppel fanden wir 60 Bälgchen, die mit Darmleder bestückt waren und dieses Leder restlos verbraucht war. Dieses Darmleder ist extrem schwierig zu verarbeiten. Durch den Ausfall aller dieser Bälgchen wurde die Spielbarkeit des Pedals und teilweise des Manuals erheblich eingeschränkt. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die neu zu bestückenden Bälgchen mit Ia amerk. havanna Spaltleder auszurüsten. Das sollte mehr Stabilität in diesen Spieltisch bringen.

Hier ein Blick unter die Manualklaviatur in den Bereich der Pedal- und Superkoppel.

Bei Kegelladen hat Walcker bis etwa 1905 Bälgchen unter die Kegel gesetzt, weswegen hier bei der Firma ein gewaltiger Bedarf an diesen Bälgchen entstand. Danach wurden ja vermehrt Ausstromsysteme verwendet, wo eigentlich nur die Relais und Koppeln mit Bälgchen ausgeführt wurden.

Bei Kegelladen wurden dann eigentlich nur noch Membranen unter die Kegel montiert, das war einfacher und billiger. Dagegen sehe man sich einmal die Liste von Saverne (Op 793 Bj 1897) an, welche Mengen an Keilbälgchen da verbaut wurden.

Die verschiedenen Bauformen und Maße gehen aus diesen beiden Zeichnungen hervor.

gwm 10.Feb.2019

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