Von Bälgchen und Membranen

Unter der Hauptwerkwindlade

wie komplex eine solch relative gemäßigte Orgel sein kann, zeigt das Beispiel das ich nachfolgend demonstriere.

Zunächst sehen wir im Bild oben die Balg-Membranleisten, welche unter dem I.Man befestigt werden.

Man erkennt unmittelbar die unterschiedlichen Größen der Bälgchen und Membranen. Stellt sich die Frage: weswegen aber die Mischung aus Membranen und Bälgchen?

Wir erkennen sehr schnell das orgeltypische Koordinatensystem (x-Achse von links nach rechts C-c4 und y-Achse die Register unten beginnend beim Prinzipal 8′, ganz oben die Cymbel 3f.)

 

Die Kegel des Prinzipal 8′ werden also mit Membranen bedient, während bei anderen Register sowohl Membranen wie Bälgchen vorkommen.

Das findet seinen Grund darin, dass verschiedene Pfeifen sowohl vom Pedal und I.Manual angespielt werden, aber auch spielt das I.Manual Pfeifen der Pedallade an z.B. beim eingeschalteten Gedeckt 16′, der die tiefen Subbaßpfeifen dafür nutzt.

Damit das nun keine ungewünschten Zwischentöne gibt, werden bei eingeschalteter Transmission im Pedal, zum Beispiel Cello 8 die Pfeifen der Viola 8 gespielt (das ist die 4.Reihe von unten) und dabei werden technisch raffinierte Maßnahmen ergriffen. Über beiden Bälgchenreihen schweben zwei Eisenstangen, die in der Regel auf den Bälgchen aufliegen und die damit keine Ventile öffnen können. Bei Einschaltung des Cello 8′ im Pedal wird die Eisenstange über die 30 Bälgchen des Pedals gehoben und Pfeifen erklingen dann, wenn entsprechende Tasten im Pedal gedrückt werden. Im ersten Manual erklingt hingegen kein Violaton, obwohl die Kanzelle dieses Registers mit Wind gefüllt ist, weil eben die Eisenstange alle Bälgchen des Manuals fixiert hält, bis das Register Viola 8′ eingeschaltet wird.

Ein sehr komplexes Verfahren, das auf exakte Regulierung und Maßhaltigkeit bei den Bälgchen angewiesen ist.

Dazu ein weiteres Foto, an dem man erkennt, dass die Bälgchen sehr genau gefertigt sein müssen.

Denn hätten wir selbst minimal Maßdifferenzen zwischen diesen Bälgchen, wäre es möglich, dass auch mit niedergedrückter Eisenstange Bewegungen durch diese Bälgchen verursacht werden können, oder im anderen Fall die Reise zum Heben der Kegel nicht ausreichen würde.

Eine ähnliche Problematik finden wir in dem weiter fortgeschrittenen Spieltisch dieser Orgel, wo wir nun nach Einbau der Bälgchen mit dem Einbau der Bleirohre begonnen haben:

gewalcker 22.05.22

Dieser Beitrag wurde unter news www.walcker.com veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen