Oscar Walcker- oder wer seine eigene Bio schreibt ist selber schuld…

Erinnerungen eines Orgelbauers ist sein Buch, das allein in den letzten 4 Jahren rund 450 mal verkauft wurde. Der Mangel aber ist, wie sich an dem nachfolgenden Beispiel zeigt, dass umgestaltetes Zitiert-werden in Form von einem Interview, wie das immer wieder mal bei Praktikantinnen versucht wird, einer grausamen Verstümmelung historischen Geschehens gleich kommt. Hier also haben wir wieder ein Musterbeispiel für den Gang in die Geschichte, der einem plattem Aufprall gleich kommt:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/ludwigsburg/vom-orgelbau-gefesselt-15623290.html

Die erste Unwahrheit steht direkt unter seinem Bild: Mit Oscar Walcker kam der technische Wandel in der Orgelbaufirma Walcker. Abgesehen vom grammatikalischen Gewaltakt, der hier vollzogen wurde, sei hinterfragt, woher diese dümmliche Weisheit stammt? Die Innovationen des Großvater Eberhard Friedrich die den Orgelbau in ganz Deutschland tief beeinflusst haben, werden schlichtweg unterschlagen und nun weiß man, dass Praktikantinnen, die sich in Schönschreiben üben, besser nicht über solche Feinheiten philosophieren sollten.

Wer weiterhin darüber informiert ist, dass der Slogan “ mehr Sein als Scheinen“ in späteren Jahren von der SS in Runen gesetzt wurde, der wird in solch einem Schreibstück derartige (wenn auch gut gemeinte) Worte  nur zaghaft ins Gespräch bringen.

Bei der Schwerpunktbildung des ersten Teils jenes seltsamen Interviews, der die „strenge Erziehung“ zum Inhalt hat, werde ich genötigt zu glauben, dass die Verfasserin des Stückes  irgendein Problem mit sadomasochistischem Hintergrund hat. Zudem wird auf die Frage „War die strenge Erziehung auch der Grund, warum Sie es Ihrem Vater gleich taten und ebenfalls Orgelbauer wurden?“ die Antwort gegeben „Mein Urgroßvater Johann Eberhard erlernte das Orgelmacher-Handwerk bei Johann Georg Fries in Heilbronn, einem Schüler des berühmten Heilbronner Orgelbaumeisters Johann Adam Schmahl.“ Also, sehr gute Lektoren haben die bei der Besigheimer.

In der Tat ist diese Zeit sehr gut beleuchtet in dem Film „Das Weiße Band“, das den aufkommenden Faschismus auf Grund jener verfehlten Erziehungsmaßnahmen bloßlegen konnte.

Nein, Oscar Walcker war nicht vom Orgelbau gefesselt, wie die Überschrift dieses unnötigen literarischen Konstrukts es uns weismachen möchte, es wird gefesselt von solch unbedarften Konstrukteuren, die sich keinerlei Mühe machen, diese komplexen Zeiten der zwei Weltkriege und die lange Friedenszeit davor zu verstehen, gründlich zu analysieren und bevor man zu schwätzen beginnt, sich erstmal den Geschmack der Zeit auf die Zunge zu ziehen. ( viermal Z, und jetzt ist Schluss)

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