Mit dem Auftrag Berlin-Siemensvilla erhalten wir einen äußerst komplexen pneumatischen Spieltisch der nicht einfach zu behandeln ist.
Wie der französische Philosoph Descartes in seiner Schrift „Discours de la méthode“ um 1530 feststellte, ist auch hier der richtige Weg sich selbst eine stark begrenzte Arbeitsvorgabe im Ablauf der Arbeit vorzuschreiben:
- Erfassung aller technischen Details möglichst in einer einzigen Zeichnung (wie oben gezeigt)
- Alle Probleme, die von der technischen Gestalt vorgegeben werden, in so viele Teile zu zerlegen, wie es erforderlich ist, um diese leichter lösen zu können.
- An den einfachsten Gegenständen beginnen, und damit ein Ordnungsschema zu konzipieren. Von hier aus stufenweise in die komplexeren Strukturen aufsteigen.
- Eine vollständige Aufzählung und damit Übersicht zu erstellen und sich damit ein sicheres Gerüst für die Arbeit festzulegen.
Hier der Spieltisch in der Siemensvilla in Berlin beim Abbau der Orgelteile. Wie auch auf der Zeichnung erkennbar, steht der Spieltisch unmittelbar hinter der Windlade des I.Manuals, was Regulierungen an dem Spieltisch so ziemlich unmöglich machen.
hier der Abbau der Relais vom I.Man, wo der Spieltisch stand:
Bei diesem Spieltisch nun, um beim konkreten Gegenstand zu bleiben, stelle ich fest, dass er komplett zerlegt werden muss. Dieses Vorgehen fällt bei diesem hervorragend durchdachten Spieltisch von Walcker recht einfach aus. So kann
- die Organola mit ein paar Schrauben komplett vom Spieltisch gelöst werden und eigenständig restauriert werden
- Vor irgendwelchen Ausbauarbeiten ist ein Beschriftungsschema für die wiederlösbaren Etiketten zu finden, das einhergeht mit ständiger Bilderfassung beim Ausbau.
- Nahezu alle Bleirohrverbindungen können durch Abschrauben der Rohrleitungen gelöst werden (das ist eigentlich nur bei Sauer und Walcker so einfach gelöst)
- Alle Keilbälgchen werden mit neuen Bälgchen, die mit Pneumatikleder bezogen sind, ausgetauscht. Dabei ist wichtig, und dies trifft auf alle Bälgchen und Membranen zu die auch in der Orgel ausgetauscht werden müssen, dass der Boden der Bälgchen mit Papier belegt ist und die Bälgchen innen an der Bohrung eine kleine Keilöffnung erhalten, was die Repetition verbessert.
Vor dem Zusammenbau der restaurierten Teile sind alle eigenständigen Relais, wie Melodiekoppel, Basskoppel, die Normal und Sub+Superkoppeln mit einem statischen Winddruck durchgetestet werden. Wir haben hier im Magazinbalg 80mmWS. Die Pneumatik hat also mit recht niedrigem Druck gearbeitet.
Auch das gesamte Pfeifenwerk, das wir bisher überprüft haben, ist sehr zurückhaltend intoniert.
Hier noch zwei Bilder der Organola, eins davon im ausgebauten Zustand:
gwm 13.Feb 21