Neuigkeiten im Jahr der Orgel (2021)

  1. Die Walcker-Orgel (hier im zeitgemäßen Comic-Format) in Essen-Werden aus dem Jahr 1900 soll Orgel des Jahres werden.
  2. Wir haben 4 legendäre eingemottete Internetseiten aus 2003-2008 wieder zugängig gemacht:
    1. SpieltischeWeb (romantische Entwicklung der Spieltische in Deutschland aber auch anderen Ländern)
    2. Aeoline.de (Bauformen und Soundfiles v div Orgelpfeifen) nahezu alle romantischen Orgelpfeifen werden in Bild- und Klangform vorgestellt
    3. EF-Walcker.de ….die Seite des Meister Eberhard Friedrich Walcker, der bedeutende Orgelbauer aus unserer Familie…
    4. Bunkorgel-Reinoldi (über die Dortmund Reinoldi Walcker-Orgel)

Diese Seiten erlauben etwas tiefer in die Klänge und Ideen der Walcker-Orgeln einzutauchen.

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Die Walcker-Organola

ist eine Selbstspieleinrichtung für Pfeifenorgeln, die sich Walcker 1904 durch Patent schützen ließ.

Es ist nicht genau bekannt wie viele Orgeln Walcker mit dieser Einrichtung insgesamt gebaut hat. Wir wissen aber, dass noch in den 1920er Jahren solche Instrumente gefertigt wurden.

Momentan bin ich beschäftigt mit Instrumenten aus 1916 bis 1922. Es könnte sein, dass unter den 60 Kinoorgeln die Walcker mit einem Orgelbauerkonsortium zusammen erstellt hat einige mit dieser Selbstspieleinrichtung angefertigt wurden.

Gehen wir zurück zu den Anfängen, so ist klar, dass in schönen Wohnzimmern der begüterten Gesellschaft keine Medien wie heute zur Verfügung standen und die Gastgeber gerne eine Papierrolle in die Orgel legten, um musikalisch ihre Gesellschaft unterhalten zu können.

Von den sogenannten „Salon-Orgeln“ fanden wir nahe Warschau eine Walcker in einer Schlosskapelle, die, wie uns die Angestellten des Schlosses versicherten, nur vom Fürsten persönlich via Organola bedient werden durfte. So ähnlich stellen wir uns also Musikabende vor, bei denen der Gastgeber des Orgelspielens unkundig war.

Ich habe zwecks Anschaulichkeit ein paar Bilder solcher Salon-Orgeln eingefügt, die im Prospekt aus 1907 vorgefunden wurden, auf dem mit stolz geschwellter Brust Walcker sich als Königlich Württembergischer Hof-Orgelbaumeister zu erkennen gibt.

 

Außerdem erlaube ich mir für Interessenten der Organola-Selbstspieleinrichtung einen kompletten Auszug aus einer Fachzeitschrift über „Mechanische Musikinstrumente“ als nachfolgenden Link zu hinterlegen, wo in umfangreicher Manier die Organola vorgestellt wird. Organola.PDF Datei [25.384 KB]

gwm

 

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Walcker-orgeln-Ausstromsysteme

Als wir vor genau 10 Jahren in Kairo während der Revolution mit der Wiederherstellung der Walcker-Orgel in der Deutschen Kirche beauftragt wurden, war ich zunächst einmal 6 Wochen mit der technischen Bearbeitung dieses Projektes beschäftigt.

Ein Jahr später wurde ich vom VOD (Orgelsachverständige Deutschlands) eingeladen, über die Elektropneumatik [2.015 KB] einen Vortrag zu halten.
Alle diese Umstände haben dazu geführt, dass ich mich umfangreich mit diesem Thema beschäftigen konnte. Auch in diesen Tagen wieder haben wir uns mit Elektropneumatik im ehemaligen Jugoslawien und mit einer Walcker-Orgel zu befassen, die Hängebalgladen aufweist.
Für mich persönlich war der starke Eindruck, den diese Hängebälglade von Kairo auf mich hinterlassen hat, Triebfeder, immer wieder dieses Windladensystem zu studieren. Stärker als bei Taschenladen war hier das mechanisch bedingte Anblasgeräusch bei Streichern und Zungen.

Der hier gezeigte Spieltischschnitt zeigt den elektrischen Spieltisch der Walcker-Orgel Opus 1855 für Rotterdam (jetzt in Doesburg) gebaut 1915, dessen Kabel in wunderschön gebauten Relais-Schränken führen. Die Tasten bewegen eine Mechanik, welche mit Excenterkontakten verbunden sind. Das sind runde Stäbe, die mit einem Metallstift Silberdrähte berühren und damit schalten.
Eine logische und einfache Konstruktion, die aber durch die Sub-Superkoppeln ausschweifende Kabelansammlungen verursachte.
Nicht zu unterschätzen ist der Induktionsfunke, denn zur Erbauungszeit gab es keine Elektronik, die diese kurze Hochspannung hätte reduzieren konnte. Man behalf sich teilweise mit bifilar gewickelten Spulen.

 

Ein wahrer Augenschmaus stellt die Schnittzeichnung dieser Orgel für mich dar, die ebenfalls diese umwerfend klare Logik zeigt, mit der die Orgel aufgebaut ist. Die dunklen, quadratischen Kästchen beherbergen die elektropneumatischen Tonsteuerungen, die per Kabel angesteuert und dann über Bleirohre die an die Windladen angebauten Relais dirigieren.
Sehr schön ist auch das krönende Fernwerk aufgestellt, dessen Schwellwerk in einen 20m langen Klangkanal führt, der für die Fernwirkung der Klangabstrahlung sorgt. Eine ähnliche Konstruktion war dies in Kairo.
Hängebalgladen sind aufwendiger zu gestalten als Taschenladen. Beide Systeme sind sogenannte Ausstromsysteme, das heißt, das Relais entlässt Wind aus dem Ventil, damit es die Windöffnung zur Pfeife freigeben kann. Als Orgelbauer hat man beim Hängebalgventil die Möglichkeit Regulierungen vorzunehmen. In Zeiten der Ökonomie der 1920-30 Jahre wurden nur noch Taschenladen gebaut.
Die größte Walcker-Orgel mit Hängebalgsystem war diejenige im Hamburger Michel 1912.

 

gwm Feb2021

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Maul-Orgel in Bliederstedt eingeweiht

….von Saulus zu Paulus könnte man bei dieser Orgel sagen, oder eine höhere Einsicht hat in diesem Dorf mit rund 35 Einwohner und einer Kirche aus dem Jahr 950 gewaltet. Uns hat es jedenfalls sehr gefreut hier mit begeisterten Menschen die Wiederauferstehung jener kleinen Schleifladenorgel zu feiern, die im Pedal allerdings Platten statt Kegel in der Registerkanzelle aufwies.

Diesmal wollen wir auch wenig Worte fallen lassen, dafür ein paar neue Bilder und die wunderschöne Gamba erklingen lassen, die zeigt, dass solche Register auch auf den Schleifen laufen:

 

 

Auf der Kirchentür unter dem Gebälk mit der Jahreszahl 1668 den eigenen Namen vorzufinden, das ist schon ein großes Erlebnis gewesen.

Ja dann hat das Instrument noch ein Geheimnis, das nicht oft in Erscheinung tritt, nämlich aus der ursprünglichen hölzernen Aeoline, die sicher in der Klanggestalt sehr nah ans Gambische herangekommen wäre, wurde eine Flöte 4′ fabriziert, die allerdings weniger klangliche Reize erzeugt (ganz anders bei den heutigen Damen, wenn es denn erlaubt ist, bei Registern von „Damen“ zu sprechen, wo das Kürzen der Röcke die Reize erhöhen sollte) poltert die Flöte doch sehr sorglos und untemperiert in der mittelalter Kirche herum.

gwm

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Restaurierung einer Maul-Orgel aus 1872

Dieses Instrument mit I/8 Register auf Schleiflade im Manual, Registerkanzelle für die beiden Register im Pedal, wurde vom Orgelbauer Maul, Greußen im Jahr 1872 gebaut.  Diese Pedalregisterkanzelle wird mit flachen Ventilen über Wellen wie bei Kegelladen angespielt.

Manual C- f3 54 Tasten

  1. Principal 8′ Zinn
  2. Gamba 8′ Zinn
  3. Gedackt 8’ Holz
  4. Octave 4’ Zinn
  5. Flöte 4′ Holz (war vorher Aeoline 8)

Pedal C-c1, 25 Tasten

  1. Subbass 16′ Holz
  2. Violon 8′ Holz

Pedalkoppel

Das Besondere an dieser Orgel ist, dass die Pedalkoppel mit eigenen 25 Ventilen in der Manuallade repräsentiert wird, die über einen mechanischen Winkelbalken aktiviert werden können.

Wir haben die Orgel mit Ausnahme des Gehäuses und der Wellenbretter im Juni ausgebaut und sind seit dieser Zeit beschäftigt diese Orgelteile wieder in funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Im Laufe August/September wollen wir dann wieder den Einbau vor Ort vornehmen.

Hier wollen wir ein paar Bilder aus den Arbeiten bisher zeigen:

       

gwm

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Bilder seltsamer Orgelpfeifen – strange organ pipes

Wir haben für eine kleine Ausstellung unsere eingemotteten Pfeifen, die man so im Laufe der Jahre gesammelt hat, etwas aufpoliert und dabei fotografiert.

Hier nun der erste Satz mit seltenen Holzpfeifen ( ich würde sagen, man findet davon in modernen Orgeln überhaupt nichts davon):

In jedem Fall sind die runden Traversflöten von Eberhard Friedrich nicht nur ein Augenschmaus sondern diese klingen in der Tat wie Traversflöten.

Dann gibt es diese Clarinette aus dem Hause Weigle zu sehen, und hier eine solche Clarinette zu hören:

Die doppellabierte Holzflöte dürfte Power von 100mm WS und mehr beanspruchen

Eine mit Eichenholzstiefel und breiter Kehle daherkommende Zungenpfeife wird wohl über rund 300 Jahre alt sein

und hier die Kleinsten mit pfiffigem, aber schönem frischen Klang

Unser größter Stolz stellt diese, leider nicht mehr klingende Pfeife aus einer römischen Orgel dar, die rund 1800 Jahre auf dem Buckel hat

auf diesem Regal haben wir eine weitere Sammlung teilweise kuriosester Pfeifen

Ich beginne mal mit einer Jedermann bekannten gedeckten-offenen Holzpfeife (ganz rechts) an, von denen mehrere tausend Exemplare von Walcker für Schulungszwecke in China gebaut wurden:

Interessant und heute kaum noch vorzufinden, das damals legendäre „Serpent-Register“ wird repräsentiert von dieser Pfeife

Aus einem Nachbau römischer Orgeln für Museen, die sich mit römischer Kultur beschäftigten, Walcker hat hier 4 Orgeln gebaut, es gibt diese gedeckten Pfeifen aus Messing, bei den Römern war es Bronce:

(die Klänge dieser Pfeifen gibt es hier: https://walcker.com/downloads/aquincum_a.mp3 )

die nachfolgenden Pfeifen, sehr interessanten Versuche neue Pfeifen zu bauen aus Messingrohr, gingen jedoch nie in Serie:

Wahrscheinlich übrig geblieben bei der Restaurierung einer alten spanischen Orgel aus Guatemala:

dann gibt es noch eine schöne Pfeife des Andreas Silbermann

eine durchschlagende Zungenpfeife

eine Sordun- oder Ranckett Pfeife

und last not least eine doppellabierte Stentorphon

 

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Alejandro in France & Belgium

Hier zunächst ein paar Worte an unsere Freunde der spanischen Sprache:

A todos los amigos del idioma español, le enviamos saludos especiales y agradecemos su interés. Aquí en este blog mostramos un órgano en Francia cerca de Metz y dos órganos en Bélgica cerca de Namur (1 hora en coche a Bruselas).

Und hier geht es nun weiter in deutsch. Zuerst die Orgel in Moyeuvre,

die wohl eine gewisse Synthese aus deutschem und französischem Orgelbau darstellt. Wir haben es hier mit einer elektrisch gesteuerten Taschenladenorgel zu tun und mit Lothringen, einem Landesteil, der unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu kämpfen hat, was sich auf die Kirchen stark auswirkt. So haben wir einen eingezäunten Bereich in der Kirche gefunden, der von Steinschlag vom Dach her betroffen war, und natürlich werden kaum Orgeln gepflegt, weil kein Geld dafür da ist.

Von Moyeuvre fuhren wir auf der Autobahn über Luxemburg nach Rhines und Bovesse in in Belgien nahe Namur. Hier finden wir eine französisch orientierte Orgel und eine Walcker aus 1908, die ursprünglich in Dortmund Reinoldi stand.

So, das war’s mal vorerst. Es wird noch ein weiterer und letzter Blog gefertigt, „Alejandro in Solingen“, wo wir am vergangenen Donnerstag drei Organisten in der Lutherkirche begrüßen durften, mit denen wir in vergangenen Jahren umfangreichere Kontakte knüpfen konnten.

Hier noch ein Kommentar, den mir Alejandro, der wieder nach Gran Canaria zurück gekehrt ist, zukommen ließ:

Good afternoon again, I read the perfect blog very interesting soon I will proceed to share it if you let me.
and above all thank you, these days it has been a dream come true to see organs touching them being in their environment and especially in their workshop is an honor. I deeply appreciate it.
Thank you very much for these days to you and your family.
throughout the afternoon I will send the mail to the transport company and try to send the photos of the tools.
thank you very much for the gifts.             Alejandro

 

gwm

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Alejandro im Saarland

Unser Gast, Alejandro, Orgelstudent aus den Kanarischen Inseln, ist seit zwei Tagen bei uns im Saarland zu Besuch. Als erstes wurde ein Besuch bei Bernhard Leonardi vereinbart in der Basilica St. Johann in Saarbrücken. Er wurde in einer wunderbaren Atmosphäre empfangen und in den 5manualigen Spieltisch der Klais/Mayer Orgel von Bernhard eingewiesen:

Dann ging’s zu weiteren Kirchen wie in die Ludwigskirche und St. Michael (war leider geschlossen). Hier also ein Bild in der barocken Ludwigskirche, die ehemals eine Walcker-Orgel beherbergte, heute ist es eine Beckerath, an der lange Zeit Theo Brandmüller seine Dienste tat.

Endlich aber konnten wir ihm unseren fertig gestellten Spieltisch für San Mateo zeigen:

Dann, nach dem Mittagessen in Bliesransbach fuhren wir heute weiter nach Mimbach zur EFW-Orgel Opus 170, die in den 60er Jahren klanglich und teilweise technisch verhunzt wurde. Jetzt aber für die Geringfügigkeit von nahezu 200.000,– wiedergeboren wurde. Eine Glanzleistung der Firma Lenter, wobei ich besonders die außergewöhnliche Intonation der Flöten, der Gedackten und last not least der Principale, hier speziell diese  Offenbarung an Principal 8′ im II.Manual hervorheben möchte. Man will gar nicht mehr aufhören, diese vielschichtige, filigrane Klangwerk hören zu dürfen.

Für manch einen Orgelenthusjasten müssen diesem Ohrenschmaus auch ein paar Bilder nachgeschoben werden:

Für Morgen (21.01.) sind Orgeln in Frankreich und Belgien vorgesehen, dann weiter ins Bergische, ja Alejandro soll ruhig einmal einen allumfassenden Blick auf unsere Orgelwelt werfen können.

gwm

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Pneumatische Spieltische Ergänzung

Zu den vergangenen Blogs habe ich Rückmeldungen bekommen, die mir zeigten, dass einige Dinge nicht ganz klar waren. Außerdem musste ich auch die in vorigen Blogs gezeigte Zeichnung als work in progress weiter verifizieren. Daher also diese Ergänzung, die damit beginnt, dass ich die Grundsätze aus Ellerhorst „Handbuch der Orgelkunde“ zu pneumatischen Spieltischen hiermit einfüge. Es handelt sich um drei Blätter, die wichtige Informationen beinhalten:

Dann möchte ich die nun fertiggestellte Zeichnung unseres Spieltisches präsentieren. Die Töne der Manuale C-f‘ laufen durch die Pedal-Koppel-Apparatur und werden durch Rückschlagventile durchgeschaltet. Falls im Pedal derselbe Ton wie im Manual gedrückt wird bei einer Pedalkoppel, verhindert dieses Rückschlagventil, dass eine weitere mögliche Manualkoppel durchs Pedal geschaltet wird.

Die Auflösung dieser Zeichnung ist eigentlich sehr gut, als *.tif Datei wäre die Größe rund 200MB, als PDF-Datei hingegen vektorbasiert nur 180 kByte.

Am besten ist es, diese Datei downloaden, dann kann man es gut vergrößern.

gwm

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zur Restaurierung pneumatischer Orgeln

In den vergangenen Wochen bin ich mehrfach von Organisten und Orgelbauern kontaktiert worden, die teilweise auf Probleme an pneumatischen Orgeln erinnert haben.

Dazu möchte ich ein paar Hinweise aus meiner Erfahrung geben, die auch aus dem Kennenlernen der Verhältnisse im europäischen und amerikanischen Ausland resultieren.

Zunächst einmal möchte ich anraten, dass bei pneumatischen Orgel, egal um  welches System es sich handelt, nie dogmatisch ein von vorneherein klarer und grundsätzlicher Weg vorgegeben ist.

Wo und wie kauft man ein

Zitiert sei ein Orgelbauer, der aufs heftigste Membranen, die als „Katalogware“ gekauft und eingebaut wurden, bemängelte, selbst hat er aber einen kompletten pneumatischen Spieltisch beim „Katalogorgelbauer“ Heuss für eine restaurierte Walcker-Orgel in Ilmenau gekauft, was wohl mehr als widersprüchlich erscheint.

 

Zum Leim

Ein weiteres Manko bei Fachdiskussionen ist, sich für oder gegen bestimmte Materialien auszusprechen. So wird zum Beispiel von Warmleim als das einzig vernünftige Leimmittel gesprochen, ohne zu unterscheiden, dass wir hier mindestens mit Bezeichnungen wie Knochen- oder Hautleim differenzieren sollten. Weil eben Dichtungsleder(mit Hautleim) anders verleimt werden soll , als Holz via Papier auf Holz (mit Knochenleim). Hinzu kommt, dass der kalt zu verarbeitende Fischleim sehr gut für Außendienstmonteure, aber auch zum Abdichten von Bleirohren Verwendung finden kann. Wichtig ist eben bei allen „Naturleimen“, dass das Wiederlösen der Verleimung problemlos geschehen kann, was zum Beispiel beim handelsüblichen Weißleim (Dispersionsleim) nicht der Fall ist.

 

Pneumatische Einzelteile

In der Tat kann der Einbau von pneumatischen Einzelteilen (Bälgchen, Membranen) die als Steuerungselemente im Spieltisch oder den Relais der Orgel dienen zu fatalen Fehlregulationen führen, wenn die Maße dieser Teile auch nur geringfügig vom Original abweichen. Daher ist es sinnvoll bei Restaurierungen die originalen Teile zu verwenden, wenn dies möglich ist. In jedem Fall aber soll die ursprüngliche Reguliereinstellung am Spieltisch und am Relais in der Orgel beibehalten werden, was vor Arbeitsbeginn eben dokumentiert werden sollte.

 

Zum Leder

Auch der Auffassung, dass jedem System (Auslass- oder Zustrom) und den dazu gehörigen Funktionselementen sein eigenes, ganz bestimmtes Leder zusteht, kann nur begrenzt gefolgt werden, weil wir nur wenig Möglichkeiten haben, die Variationen beim Spaltleder zu ordern oder gar zu beeinflussen. Die Weichheit, Dehnbarkeit, Dicke und Fülle des Leders hängen von den Gerbverfahren ab. Dem Orgelbauer bleibt nichts anderes übrig als hier Erfahrungen mit verschiedenen Lieferanten und dessen Produkten walten zu lassen. Für Membranen und Taschen haben sich Ia amerk. havanna Spaltleder, sehr gut bei uns bewährt, während bei ganz bestimmten Bälgchen Darmleder extra dünn zu verwenden war. Dazu sollte man noch sagen, dass dieses Leder extrem schwierig zu verarbeiten ist.

Die Palette also, von extrem dünnem Leder zu Spaltleder dünn oder mittel ist recht groß, umfasst aber noch lange nicht die verschiedenen Balgledersorten bis hin zum Rindbalgleder das rund 5 Quadratmeter Fläche umfasst.

 

Störungen an pneumatischen Orgeln

Ein Grund für das Nachlassen der pneumatischen Steuerungen war oft der Umstand, dass neu hinzugefügte Motoren nicht den erforderlichen Winddruck von 110-120mmWS hatten, der notwendig gewesen wäre, alle Bälgchen ordentlich zu treiben. Vor Einbau der Motoren konnte man noch die Bälgetreter verantwortlich machen, wenn das eine oder andere Ventil nicht öffnete.

Wir hatten außerdem mehrmals festgestellt, dass gelötete Versorgungsrohre durch hohe Feuchtigkeit aufgegangen waren, was ebenfalls den Winddruck gewaltig reduzierte. Eine Orgel in England, so wurde es uns gesagt, hatte mehrere Jahrzehnte nur eingeschränkte Funktion, weil ein zum Spieltisch führender Kanal an unsichtbarer Stelle gerissen war. All das sind die Hauptgründe warum man im Deutschland der 1950er und 60er Jahre von Pneumatik nicht mehr viel wissen wollte.

 

Historie

Die Entwicklung  pneumatischer Orgeln bei Walcker kann in einem historischen Rahmen gefasst werden:

ab 1890 Walcker baut pneumatische Kegelladenorgeln mit Keilbälgchen

diese Instrumente sind robust und einfach konzipiert, angelehnt an mechanische Ideen

ab 1892 versuchsweise elektropneumatische Orgeln werden gebaut

ab 1905 Elektropneumatik, vermehrt kommen Auslaßsysteme (Membran-, Taschen-,                          Hängebälgladen) zur Anwendung

ab 1920 pneumatische Orgeln werden zum Zwecke von Selbstspielorgeln(Organola) weiter verfeinert, besonders im Koppelbereich finden Platzeinsparungen und interessante Verbesserungen statt

ab 1930 das Kleinorgelprogramm von Walcker wird nun mit elektrischer Traktur neu durchdacht (Multiplexsystem) und angeboten.

Es ist möglich, dass man noch vereinzelt pneumatische Orgeln von Walcker nach 1930 ins amerikanische Ausland geliefert wurden, weil dort eben Vertreter darauf bestanden, das alte längst bewährte System zu verwenden. In jedem Fall war nach 1945 klar, dass dorthin nur noch elektropneumatische Kegelladenorgeln geliefert wurden. Und die pneumatischen Orgeln auf dem amerikanischen Kontinent, vielleicht mit Ausnahme von Mexiko, drifteten mangels Fachkräften ins technische Jenseits, als nach rund 80-100 Jahren die Lederteile soweit verschlissen waren, dass man ohne gründliche Reparatur die Orgel nicht mehr benutzen konnte. Dazu kam, dass Restaurierungen solcher Instrumente finanziell in den nun wirtschaftlich sehr begrenzten Ländern Lateinamerikas an ihr Ende kamen.

 

Bilder

 eine der letzten pneumatischen Riesen, um 1912 gebaut von Furtwängler& Hammer mit Taschenladen und teilweise 25m langen Bleirohren zum Fernwerk. Diese Orgel ist mit Taschen-Windladen gebaut worden.

 

Die Walcker-Orgel Opus 2117, gebaut 1926 nach Quito, San Agustin, mit immerhin 18 Register. Die Koppelanlage wurde außerhalb des Spieltisches in der Orgel untergebracht. Der Spieltisch siehe unten, sieht ganz aufgeräumt aus.

Der typische Arbeitsplatz mit Hautleim und Spaltleder zum Beledern der Bälgchen

 

Schöne Weihnachten und ein gutes Neues wünscht:

gwm

(in der Wüste ist wenigstens alles zeitlos und es strahlt eine wie immer geartete Sonne…)

 

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