Hin und wieder erhalte ich Mitteilungen von alten Bekannten oder Orgelfreunden die auf unseren Internetseiten zu wenig Betriebsamkeit entdecken. Das kann ich nur unterschreiben, weil wir sehr stark in unserem neuen Spieltisch eingebunden sind, dessen Restaurierung im Dezember abgeschlossen sein muss.
Es handelt sich um einen dreimanualigen, pneumatischen Kasten, der mit 17 Koppeln eine pathetische und äußerst überlegte Anlage darstellt. Um nicht das Auge des in Zeichnungen weniger erfahrenen Betrachters zu überfordern, zeige ich nur einen Ausschnitt mit den Klaviaturen. Der Rest wird gelegentlich nach der Fertigstellung gezeigt, weil eben das Koppelsystem einfach eine sehr überlegte Sache darstellt. Man vermutet als Erbauer Sauer-Walcker 1929.
Hinzu kommt, dass ich persönlich mehr und mehr, ergänzend zur Musik des 19.JH, nun auch in Literatur der Romantik eingebunden bin, was die geringer werdende Freizeit abermals schmält. Und gerade hier hat mich ein scheinbar kleines Vorwort zum „Buch der Lieder“ von Heinrich Heine zutiefst erschüttert. Wie kann man „Wahrheit“, wie sie die Philosophen seit 3000 Jahren vergeblich suchten, noch klarer und deutlicher in solch schlichten Worten ausdrücken? Einfach umwerfend schön!
O, Ihr Götter! ich bitte Euch nicht mir die Jugend zu lassen, aber lasst mir die Tugenden der Jugend, den uneigennützigen Groll, die uneigennützige Träne! Lasst mich nicht ein alter Polterer werden, der aus Neid die jüngeren Geister ankläfft, oder ein matter Jammermensch, der über die gute alte Zeit beständig flennt… Lasst mich ein Greis werden, der die Jugend liebt, und trotz der Altersschwäche noch immer Teil nimmt an ihren Spielen und Gefahren! Mag immerhin meine Stimme zittern und beben, wenn nur der Sinn meiner Worte unerschrocken und frisch bleibt!
denn…, denn…., denn…
»Und scheint die Sonne noch so schön,
Am Ende muss sie untergehn!«
Es grüßt Euch
gwm
apropos Heinrich Heine: er war zur Zeit der Niederschrift dieser Worte gerade mal 40, hat gerade mal die 59 erreicht. Also die Gefahr, jemals ins demente Deutschdenken abzusacken, hat er nie kennengelernt. Aber durch seine Worte wissen wir nun, in welchem Schlangennest wir eigentlich sitzen.