Reise nach Mexico – Morelia Catedral

Ab morgen, 08.Oktober 2023 bin ich mit einer Flugreise von rund 25h unterwegs nach Morelia, Mexico, Catedral, um dort die Orgel auf der Westempore zu inspizieren.

Die Walcker-Orgel Opus 1188 wurde 1905 von Walcker mit pneumatischer Traktur auf drei Manuale und 58 Registern erbaut. Das Instrument ist die größte Walcker-Orgel in Lateinamerika. Tatsächlich befindet sich an der Rückwand dieses gewaltigen Instrumentes ein offener 32 Fuß mit über 12m Länge des C und mit einem Querschnitt von 430x510mm.

Im Jahr 1962 wurde die Orgel von Tamburini auf elektropneumatisch umgebaut. Ein System, das wir an der Orgel im Conservatorio di Musica Santa Cecilia in Rom kennenlernen und auf Elektronik umbauen durften. Ähnliche Gedanken führt die Kirchenleitung in Morelia, nachdem nun vermehrt Störungen im elektromechanischen Bereich auffallen. Ein Grund warum hier eine gründliche Analyse unsererseits erwartet wird.

Ich jedenfalls bin sehr gespannt, was uns hier in Mexico erwartet, in einem Land, wohin Walcker bis zum I.Weltkrieg rund 200 Orgeln geliefert hat. Da wird es auch interessant sein, inwieweit die dortige Kirchenmusik sich in heutiger Zeit mit Orgelmusik auseinandersetzt.

gerhard@walcker.com

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Orgel in Amman technisch fertig gestellt

Am 21. Juli 23 haben wir den technischen Aufbau mit Mechanik und recht komplizierter Elektrik (18V= sowie 42V Wechselstrom) fertiggestellt. Dazu haben wir in jedem Manual/Pedal ein bis zwei Register plaziert und somit das Instrument spielbar gemacht.

Wer etwas bildnerische Sehkraft etwickeln kann, der sieht durch die Fräsungen und differenzierten Farben, ein polyphones Spiel an den Vorderfronten der Prospektpfeifen. Ich hatte Gelegenheit mit Bornefeld, der selbst zum Fräser griff in Murrhardt,  ein paar vergleichbare Pfeifen zu fräsen und Bornefelds Ideen von Initiator umfassen erklärt zu bekommen.

Jordanien ist ein kompliziertes Pflaster für solche Arbeiten. Dazu kommen Temperaturen von tagsüber 52Grad vor und 32Grad in der Kirche, was die Kräfte rasch schwinden lässt.

Ja, es war eine schwierige Etappe, die wir als Zwei-Mann-Team hier in Amman ganz gut bewältigen konnten.

english

On July 21, 23 we finished the technical construction with mechanics and quite complicated electrics (18V= as well as 42V alternating current). For this we placed one or two stops in each manual/pedal and thus made the instrument playable.

If you have some visual acuity, you can see the polyphonic play on the front of the front pipes through the milling and differentiated colors. I had the opportunity to mill a few comparable pipes with Bornefeld, who himself took up the milling cutter in Murrhardt, and to have Bornefeld’s ideas fully explained by Initiator.  

Jordan is a complicated place for such work. In addition, temperatures of 52 degrees during the day in front of and 32 degrees in the church, which makes the forces quickly dwindle.

Yes, it was a difficult stage, which we managed quite well as a two-man team here in Amman.

 

 

I.Manual, Schwegel 8′ Prospekt-und Lade

gerhard@walcker.com

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Aufbau einer Pfeifenorgel in Jordanien

Ab Morgen gehts los mit der Lufthansa nach Amman/Jordanien, wo wir diese hier abgebildete Orgel (beim Aufbau in Wendlingen 1968) in der Evang. Kirche in Russeifa, in der dortigen Schneller-Schule aufbauen werden.

Sicher wird es allerlei Probleme geben, die man bei uns kaum antrifft, auf der anderen Seite war und ist der Mittlere Osten immer ein gewagtes Abenteuer wert. Denn man trifft auf sehr anregende Menschen und Verhältnisse. Jordanien jedenfalls, das sei gesagt, ist immer eine Reise wert, es dürfte zu einem der ältesten Kulturländern der Erde zählen und es dürfte auch zu einem der stabilsten Ländern im Mittleren Osten zählen.

Wir werden versuchen von den Abenteuer und Aufbaufortschritten möglichst regelmäßig hier zu berichten, auch wenn es mit gewohnten Internetbedingungen sicher nicht einfach wird.

gwm 01.Mai 23

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GYÖRGY LIGETI AM 28.MAI 2023 EINHUNDERT JAHRE

Ja tatsächlich ist es bald soweit, dass der von mir hochverehrte Komponist, der im Jahre 2006 gestorben ist, bald mit einem großen Geburtstagsjubiläum von 100 Jahren in der Musikgeschichte gefeiert werden wird. Leider werden wir nicht in deutschen Landen anwesend sein, weswegen diese Feierlichkeiten hier auf unseren Seiten etwas vorgezogen wird.
Ligeti hat von 1967 bis in die Mitte der 1990 einen ausgiebigen Briefwechsel mit meinem Vater geführt, was vor allem mit seinem Vortrag im ersten Colloquium der Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung im Januar 1968 begründet war. Diesen Vortrag habe ich hier komplett in OCR-fähigem PDF [182 KB] niedergelegt.
Seine Vorstellungen über eine Experimentierorgel wurde tatsächlich von der Firma Walcker 1968/69 teilweise umgesetzt, bei der ich Gelegenheit hatte als Lehrling die komplette elektrische Ausführung gestalten zu dürfen.
Durch mehrere Aufführungen der Volumina angeregt hielt ich im letzten Jahr meiner Lehre einen kleinen Vortrag über die Notenschrift und musikalische Gestaltung dieser interessanten Orgelmusik in der Orgelbauschule in Ludwigsburg.
Leider konnte die Firma Walcker sich nicht entschließen das Projekt „Experimentierorgel“ mit aller Konsequenz durchzuführen, da nur sehr begrenzte Bedürfnisse an solcherlei Orgelgestalt vorhanden war.(siehe hierzu auch Brief Ligeti von 1968) [1704 KB]
Ligeti, der nur drei Orgelstücke geschrieben hat und sich dann von der Orgel abwandte fand dagegen bei Stanley Kubrick sehr wohl Gehör mit seinen „Atmosphères“ und „Lux aeterna“ im Film „2001, Odyssee im Weltraum.
Die Orgel, sie muss halt weiterhin träumen von großer Vergangenheit und leer gewordener Zukunft.

gerhard@walcker.com

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Reise nach Kairo zur Balgrestauration

Noch unmittelbar vor Verpacken einer Orgel nach Amman haben wir bereits unsere Reise nach Kairo gebucht, die erforderlich wurde, weil durch Ratten ein starker Schaden an den Bälgen verursacht wurde. Leider hat man vor Ort nicht rechtzeitig einen Kammerjäger beauftragt, so dass jetzt erhebliche Arbeit in Form von Neubelederung erforderlich wurde. Wir haben leider nur zwei Wochen Zeit um diesen Schaden zu beheben, dann müssen wir uns vorbereiten auf eine längere Reise nach Amman/Jordanien, wo der Aufbau einer Weigle-Orgel ansteht. Allerdings ist dorthin der 20’Container über dem Suezkanal rund 32 Tage unterwegs.

Hier ein paar Eindrücke von einem der Bälge in Kairo

gwm 5.März 23

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Von Wendlingen nach Amman, Jordanien

Diese hochinteressante  Orgel ist für eine Kirche in  Russeifa/Jordanien bestimmt und wird im Laufe der nächsten Wochen und Monate von uns verpackt, per Container via Suezkanal an den Hafen in Jordanien transportiert, um dann per Lastwagen über die Wüste hoch ins Land geführt zu werden.

Das Instrument hat eine typisch Bornefeldsche Disposition, die einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Aber momentan haben wir ganz andere Sorgen, nämlich die Organisation der Verpackung und die Transportwege zu bestimmen.

Wir kennen inzwischen den Nahen Osten und können uns gut ausmalen, was da noch alles für Hindernisse auf uns zukommen werden.

Hier noch eine zeichnerische Ansicht mit Schnitt und Grundriss und Dispo.

 

gwm

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Neues aus Saarbrücken und Nahost

Die Restaurierung unseres 3man. pneumatischen Spieltisches wird wohl in den nächsten 2 Wochen abgeschlossen werden, dazu wollen wir einen letzten Blog veröffentlichen. Übrigens die Darstellungen unserer Blogs können über diesen Link abgefragt werden.

Wir werden in den nächsten Monaten sowohl im Libanon, wie auch in Amman/Jordanien und bereits im März in Kairo tätig sein. Die hierzu erforderlichen Tätigkeiten werden wir in unseren Blogs in Bild und Wort darstellen.

Bei dem Projekt „Orgel für Amman“ handelt es sich um eine “ 17registrige Bornefeld“ die den Weg über den Suezkanal ins Königreich Jordanien finden soll. Zuvor aber wird unsere Walcker in Kairo mit einer neuen Magazinbalgbelederung bereichert. Das alte Leder haben sich kairoanische Ratten schmecken lassen, die halt wissen was der Speisezettel aus Europa alles bieten kann.

Werner Walcker-Mayer, der 52 Jahre lang die Firma Walcker in Ludwigsburg, Murrhardt, Guntramsdorf und Kleinblittersdorf geführt hat, wäre am kommenden 1.Feb. 100 Jahre alt geworden. Wir wollen hierzu auf unseren Seiten verschiedene Texte zu seinem Lebenswerk zeigen.

Dazu passt es, dass ich vor 10 Jahren die Gelegenheit bekam bei „Occupy Villa Berg“einen Text verfassen zu können, der den Verfall dieser wichtigen Orgel (Opus 2986) im ehemaligen Sendesaal des Stuttgarter Rundfunks aufhalten sollte. Leider hat aber auch hier die Letzte Generation des Deutschen Orgelbaus keinen Erfolg zeitigen wollen. Vielleicht aber müssen wir uns an der Orgel festkleben oder uns in einem 4m tiefen Tunnel unter der Villa einbuddeln, damit etwas passiert?

gerhard(at)walcker.com

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Berlin Siemensvilla Zusammenfassung

„Die Zeit ist eine Larve der Ewigkeit“ (Theo Brandmüller), dieser idealistischen Welt-oder Geistesauffassung folgend, habe ich mich entschlossen in Sachen Berlin noch einen abschliessenden Blog zu verfassen, nachdem nun auch der Eigentümer der Siemensvilla seine Genehmigung zu den Veröffentlichungen gegeben hat.

Das enorme Tempo, dass in Berlin vorgegeben war, hat allerdings wenig Zeit zum Nachdenken, dafür aber doch Einblicke in einer uns seltsam anmutenden Stadt während den Montagearbeiten (Wiedereinbau) gegeben.

Zunächst einmal will ich die Dispo hier vorstellen:

DISPOSITION OPUS 1869, BERLIN SIEMENS-VILLA

I.Manual C-c‘‘‘‘= 61 Tasten
Lieblich Gedeckt 16‘ Holz, Metall
Flûte harmonique 8‘ Holz, Metall,
Viola 8‘ Zinn, Zink (Gamba 5 tlg)
Gemshorn 4‘ Zinn, Zink
Flautino 2‘ Zinn
Cymbel 3 fach 2‘-1 ⅓‘-1‘, Metall
Oboe 8‘ MetallEchowerk C-c‘‘‘‘
Vox humana 8‘ Metall (extra Kasten)
Bourdon 8‘ Holz, Metall
Flöte 4‘ Metall, Zinn (Spitzflöten-Mensur)
Echotrompete 8‘, Metall
TremoloKoppeln:
II/I, I/P, II/P
Sup I/P, Sub II/I, Sup II/I
IIManual C- c‘‘‘‘= 61 Tasten
im Schwellwerk
Gedackt 8‘ Holz, Metall
Salicional 8‘ ab Holz, Metall
Vox coelestis ab c, Zinn
Spitzflöte 4‘ Holz, Metall
Violine 4‘ Zinn
Quintflöte 2 2/3‘ Zinn
Piccolo 2‘ Zinn
Terz 1 3/5‘ Zinn
Glockenspiel 48 TönePedal C-f‘ = 30 Tasten
Subbass 16’ C-H, Rest aus Nr.3
Echobass 16‘, Holz
Cello 8‘, Transmission aus 4.
Basson 16‘ C-H MetallBassmelodiekoppel
Melodiekoppel
Generalcrescendo
Schwelltritt I
Schwelltritt II
Schwelltritt Fernwerk

Das Echowerk, war so stark zerstört, dass wir diesen Teil aus Zeit- und Raumgründen (Öffnung zum Konzertsaal war nicht möglich)  nicht wiederherstellen konnten.

In der Hauptorgel, Hauptwerk und Schwellwerk, fanden wir so stark malträtierte Pfeifen und fehlendes Pfeifenmaterial, dass hier ein Pfeifenmacher eingebunden werden musste, der dann auch in Berlin 3 Wochen tätig war.

Hier ein Beispiel, im Bild am Anfang dieses Blogs sehen wir die gleiche Stelle wiederhergestellt.

So ziemlich alle Pfeifen der Streicher waren an den Füssen stark beeinträchtigt. Irgendein Hausmeister muß vor Jahren über das Heer der darniederliegenden Pfeifen marschiert sein und hat dadurch eine Reparaturlawine ausgelöst. Am nachfolgenden Foto kann man einige der reparierten Pfeifen sehen.

Hier noch ein Bild aus dem Hauptwerk

Eine großartige Konstruktion von der Firma Walcker war den pneumatischen Spieltisch mit Rollen auszuführen und dazu ein Bleirohranschlußbrett, das mit Öffnen von 6 guten Maschinenschrauben von der Orgel gelöst werden konnte. Somit war es möglich auch nach der Installation aller Teile noch an der Rückseite des Spieltisches Regulierungen vorzunehmen.

Der Heizkörper in der Orgel, der für extreme Schäden an den Kegelladen verantwortlich war musste allein schon aus Platzgründen entfernt werden( und um die Rache des Orgelbauers zu befrieden).

Aber alles in Allem war es  eine extrem schwierige Arbeit, die wir bereits in diesen Blogs vorgestellt haben:

https://blog.walcker.com/die-walcker-organola-auf-youtube

https://blog.walcker.com/walcker-kegelwindlade-in-berlin

https://blog.walcker.com/von-baelgchen-und-membranen

https://blog.walcker.com/keilbaelgchen-fuer-walcker-spieltische

https://blog.walcker.com/komplexer-pneumatischer-spieltisch

https://blog.walcker.com/auftrag-zur-restaurierung-der-walcker-orgel-in-berlin-siemens-villa

 

Ja, und dann gabs doch jeden Sonntag Ausflüge zur Museumsinsel, oder zum  Wannsee oder gar nach Potsdam zum alten Fritz, der uns tatsächlich noch eine Sonata von JSB auf der Querflöte vortrug :

gwm (längst wieder im Dreimanualigen, der auch mal fertig werden will)

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dreimanualiger Spieltisch 3.Teil (also engl.)

Bei der Restaurierung unseres Spieltisches sind wir einige Schritte weiter gekommen.

Wir möchten zwei neue Bilder zeigen:

  1. die Koppelanlage mit neuen Aludrähten, dazu vielleicht noch die Erläuterung, dass die quer über den Einzelmembranen liegenden Bälge über ein Auslasssystem gesteuert werden. Die Koppel wird also eingeschaltet, indem der Wind dieses Balges entlastet wird (über die Bälgchen-Ventil-Kombination auf der rechten Seite). Damit kann dann entsprechend angesteuerte Membrane den Aludraht anheben und den jeweiligen Ton des entsprechenden Manuals spielen.

und hier ein detaillierteres Foto der Koppelanlage

  1. rechts und links, der hier noch nicht eingebauten Manualklaviaturen befinden sich die Bleirohre der (inzwischen eingebauten Registerstaffleien, die hier aber noch fehlen). Sehr interessant ist diese Konstruktion, dass wir nur ein Ausgang-Bleirohr pro Register haben. Also FK1, FK2 und HR werden auf der Staffelei zusammengeführt.

Seit ein paar Tagen sind wir dabei das komplette System mit einem Winddruck von 110mmWS auszuprobieren und hoffen noch vor Weihnachten den Segen von ganz oben erhalten zu können.

Als gewaltige Belastung empfinden wir inzwischen bei jedem einzelnen Minusgrad an Außentemperaturen, wenn dabei an die vollkommen unschuldig attackierten Menschen in der Ukraine gedacht werden muss. Ich hoffe nur, dass den Russen, welche diese Sauerei verursacht haben, gründlich durch ausgleichende Gerechtigkeit der dumme aggressive Schädel gewaschen wird.

Man verzeihe mir diese Wortwahl, aber jedes einzelne Bild von einer (einem) geschädigten Ukrainer:in erregt heftige Wut in mir.

Ein schönes Fest wünscht

gwm

We have made some progress in the restoration of our console.
We would like to show two new pictures:
a) the coupling system with new aluminium wires. In addition, we would like to explain that the bellows lying across the individual diaphragms are controlled by an exhaust system. The coupling is thus switched on by relieving the wind of this bellows (via the bellows-valve combination on the right). This then allows appropriately controlled diaphragms to lift the aluminium wire and play the respective note of the corresponding manual.
b) To the right and left of the manual keyboards, which are not yet installed here, are the lead pipes of the (in the meantime installed, but here still missing) stop staves. This construction is very interesting in that we only have one lead pipe per stop. So FK1, FK2 and HR are brought together on the easel.
Since a few days we are trying out the complete system with a wind pressure of 110mmWS and hope to get the blessing from the very top before Christmas.

In the meantime, we feel an enormous burden with every single minus degree of outside temperature, when we have to think of the completely innocent people in the Ukraine who were attacked. I only hope that the Russians who caused this mess will be thoroughly washed out of their stupid aggressive skulls by means of compensatory justice.

Forgive my choice of words, but every single picture of an aggrieved Ukrainian arouses fierce anger in me.

Have a nice holiday
gwm

in response to various queries about which organ this is: we don’t want to say much about it, because that is a matter for the church. But I would like to show a picture of the organ in the west gallery, and thus reflect the atmosphere of this organ. On the right hand side in the choir room is the Rieger organ, which was built in 1968. Incidentally, it is thanks to Glatter-Götz that this romantically inclined organ of the gallery has been preserved.

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Reisebericht aus Schitomir / Ukraine im Dezember 2012

       Abbildung 1 Kathedrale von Schitomir, Ukraine

Eine der seltsamen Reisen, die man als Orgelbauer so machen darf, ins Land des Nikolai Gogol, das wohl auf den ersten Blick noch so aussieht, wie es wohl vor 200 Jahren aussah. Also man geht in der Zeit zurück, so etwa vor dem Bau der Petersburger- und Rigaer-Walcker-Orgeln.

Bitterkalt und mit dicken Eis- und Schneeschichten auf den Straßen. Aber, die „Toten Seelen des Wassiljewitsch“ konnte ich nicht finden, dafür die dahinter verborgene Ironie. Und, was noch viel schöner war, die verschmitzten Gesichter der Ukrainer, die in solchen Geschichten wie in Gogols Romanen, die sie mit unerbittlicher Regelmäßigkeit neu zu lesen verstehen, ihre Identifikation gefunden haben.

Von Vitaliy Chyzhevskyy erfuhr ich vom bedenklichen Zustand der Walcker-Orgel in der Kathedrale zu Schitomir.

Da ich mich einige Zeit mit den Walcker-Orgeln in der ehemaligen Sowjetunion beschäftigt habe, kannte ich das Instrument aus dem Buch von Leonid Rojsmann (erschienen GDO 2001). Und so begann ich rasch noch vor Weihnachten eine Reise in die Ukraine zusammen zu stellen, um mich mit Orgel und Leuten in Schitomir zu beschäftigen, die dieses Instrument wieder auf Vordermann bringen wollten.

Sehr erfreut war ich zu hören, dass man dieses Signal in Schitomir ebenfalls mit überraschter Freude zur Kenntnis nahm und dass mich der Prior persönlich mit einem deutschsprechenden Vikar am Flughafen in Kiew abzuholen gedachte.

Abbildung 2 Vikar Jaroslaw, Orgelbauer Vitaliy, Sergei 

Das alles geschah nun am 13. Dezember 2012. Pater Grigoriy und Vikar Jaroslaw erwarteten mich im nagelneuen Flughafen zu Kiew. Ihre Anreise von Schitomir war durch erheblichen Schneefall der letzten Tage ein wahres Abendteuer geworden und genauso die Rückfahrt, an der ich teilhaben sollte. Aber dennoch wollten sie mir noch in aller Ruhe die Stadt Kiew zeigen, was durch den starken Verkehr ein weiteres Abendteuer werden sollte, was unsere Fahrt zurück nach Schitomir erheblich verzögerte.

Vom Lemberg waren die beiden Orgelbauer Vitaliy und Sergey gleichzeitig unterwegs nach Schitomir, von Westen nach Osten, auch eine hübsche Strecke, die bei dem Glatteis auf der Landstraße gut und gerne 7 Stunden gedauert hat. So etwas nehmen die Menschn in der Ukraine in Kauf, wenn es um die Restaurierung einer Orgel geht, die schon lange nicht mehr ihre besten Tage gehabt hat.

So kommen wir am Donnerstagabend gegen 19Uhr im Refektorium der Kathedrale an, um mit den Orgelbauern und Priestern das Abendessen einzunehmen und danach ein erstes Kennenlernen der Orgel zu wagen. Es gibt Krautsalat, Krautgemüse, Kartoffelbrei,
eingemachte Tomaten, seltsame Wurst- und Darmkombinationen und allerlei andere ukrainische Spezialitäten, die kein deutscher Orgelbauer je zu essen angedacht hat. Und diese speziellen Mahlzeiten setzen sich auch in dieser Form in den nächsten Tagen fort, was zur Folge hat, dass die längst überfällige Gewichtsreduktion des deutschen Orgelbauers ordentliche Formen angenommen hat.

Gregoriy bemerkt bereits am ersten Tage die Zurückhaltung des Orgelbauers beim Essen und ermuntert den deutschen doch richtig zuzulangen, worauf dieser entgegnet: „ this is not allowed für organbuilder, to eat so much, becouse the organs are too small, but it is allowed to the priest!“, was mit allgemeinen Gelächter quittiert wird, denn Gregorii beweist durch seine Gestalt, dass er sich um enge Orgeln kaum bekümmern könnte.

Der erste Kontakt mit der Orgel in der Kathedrale, die leidlich geheizt war, überraschte mich nicht, da ich bereits von Vitaly eine umfangreiche Bildsammlung per Email zugeschickt bekam.

Als Schlafstätte wird mir das Apartment des Bischofs zu geteilt, das warm und mit hervorragendem Badezimmer ausgestattet ist.

Am nächsten Morgen, … ich erspare mir die aufgetischten Speisen in allen Einzelheiten zu beschreiben, es sei nur so viel gesagt, dass durch ein seltsames Glück ein Glas Honig durch all die Kraut- und Wurstvitrinen den Weg zu mir gefunden hat und dies mit Brot und Butter unterfüttert die Sache des Frühstücks erledigt hat…,  und an der Reihe war nun natürlich der Aufgang zur Orgel mit dem Plan alles erforderlich zu tun, damit man eine anständige Dokumentation erstellen kann.

Die Orgel in der Kathedrale in Schitomir wurde im Jahre 1895 von Hermann Walcker aufgenommen, der nach dem Bau der Walcker-Orgel in Riga verblieb und sich auch in dieser Stadt verheiratete. Hermann Walcker war das verbindende Glied für alle in Russland tätige Orgelvorhaben von Walcker. Es handelte sich um rund 100 Orgeln, die von 1894 bis 1914 in russischen Städten aufgebaut wurden. Hermann hat eine Maßskizze dieser vorhandenen Orgel erstellt und den Umbau dieser Orgel auf Kegelladen unter Verwendung von erheblichen Teilen des Pfeifenwerks geplant.

Die Fertigung dieser Orgel fand im Jahre 1897 statt. Die ursprünglich geplante Auslieferung im September 1897 konnte aber nicht eingehalten werden. Man intonierte noch im Oktober 1897 in der Werkstatt.

Die neue Walcker-Orgel wurde mit pneumatischen Kegelladen gefertigt.

Abbildung 4 Die Walcker-Orgel in der Kathedrale in Schitomir

Das Pfeifenwerk wurde, wie in der Disposition angegeben, von der alten Orgel zu erheblichen Teilen übernommen. Neu im ersten Manual waren Floete und Gemshorn 8‘, im zweiten Manual Concertflöte, Aeoline und Voix celeste 8‘, im Pedal Violonbaß 16‘ und Violoncello 8‘. Windanlage und Windladen wurden samt dem Gestell neu gefertigt. Das Gehäuse blieb alt, der Spieltisch wurde neu gefertigt, mit Blick zum Altar.

Abbildung 6 Obere Windlade II.Manual, Voix celest, Aeoline, Salicional, Concertflöte, Geigenprincipal

Die alten Prospektpfeifen weisen erhebliche Mängel auf, während das Pfeifenmaterial von Walcker sich ganz gut durch die Zeit brachte.

Abbildung 7 Prospektpfeifen

Abbildung 8 Pfeifen der oberen Lade des I.Manuals, Gambe, Gemshorn, Bourdon 16′, Principal

Der Spieltisch der Orgel wartet mit übersichtlicher Gestaltung auf, die sich auch im Inneren des Spieltisches vorsetzt. Es sind keine komplizierten Steuerungen erforderlich, weswegen die Überarbeitung dieses Spieltisches kein Problem darstellt.

Abbildung 9 Spieltisch der Walcker-Orgel in Schitomir

Nun, am Ende meines Aufenthaltes in Schitomir bleibt noch zu berichten, wie interessant die Gespräche waren mit Bischof Vitaliy Skomarowski in Schitomir, auch während den Mahlzeiten, und Bischof Stanislaw Shyrokoradyuk in Kiew, dessen Apartment ich in Schitomir bewohnen durfte.

Nachdem wir morgens um 5 Uhr ins bitterkalte Fahrzeug am Montag, den 17.Dezember gestiegen sind, und rasch die perfekt gebaute Verbindungsstraße von Lemberg nach Kiew erreicht hatten, waren Grigorij und ich überrascht zu sehen, dass wir sehr leicht zum vereinbarten Zeitpunkt in Kiew schon 3 Stunden früher erreichen würden. Und so war es.

Bischof Stanislav, Präsident der Caritas in der Ukraine, erwartete uns und geleitete mich zum Erzbischof Peter, der ebenfalls in die Sache der Orgelrestaurierung eingeweiht war. So entwickelte sich rasch ein Gespräch über Orgel- und Orgelmusik in diesem Land und welche Möglichkeiten von solch einer Restaurierung ausgehen könnten.

Es war noch möglich im Anschluss an die Gespräche ein Frühstück in MacDonalds einzunehmen, um langsam wieder an die westeuropäische Küche herangeführt zu werden, und ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Kiew zu sehen, bevor ich wieder mit der Lufthansa-Maschine auf dem Kiewer-Boryspil-Hafen ins 20 Grad wärmere Deutschland entschwinden konnte.

gerhard@walcker.com

Schytomyr [ʒɪ’t] ukrainisch Житомир; russisch Житомир Schitomir, polnisch Żytomierz ist eine Großstadt in der Ukraine mit etwa 270.000 Einwohnern und Verwaltungssitz der gleichnamigen Oblast.

Dieser Reisebericht, vor 10 Jahren erstellt, wurde aus Anlass der erneuten Bombardierung der Stadt Schitomir und des völkerrechtswidrigen Angriffs der russischen Nation auf die Ukraine, erneut auf unseren Seiten veröffentlicht. Wir werden den Russen dieses Verbrechen an der Menschheit nie vergessen. Es ist unmittelbar vergleichbar mit den Verbrechen der deutschen Nazibande in den 1930-40er Jahren. gwm

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